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während Untätigkeit sie verkümmern läßt. Durch richtige Übung kann die
Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit der Muskeln ungemein gesteigert werden.
(Klavierspieler, Turner, Kunstreiter usw.)
1. Betrachte Muskelfasern eines Rindes unter dem Mikroskop! — 2. Zeige an deinem
Körper Beuger nnd Strecker, Anzieher und Abzieher, Roller und Schließmuskeln! —
3. Beobachte am Oberarm das Zusammenziehen nnd Verkürzen der Muskeln! — 4. Welche
Muskeln sind besonders entwickelt beim Schmied, Seiltänzer, Klavierspieler, Schauspieler.
Ul. Die Empfindung.
8 IN4. Das Nervensystem.
1. Aufgabe und Einteilung, a) Gehirn, Rückenmark
und die aus beiden entspringenden Nerven bilden zusammen das
Nerven s y st e m. Es ist das lvichtigste System unsers Körpers, vvn
dem jede Lebenstätigkeit abhängt. Die Zusammenziehung der Muskeln,
die Tätigkeit der Drüsen, der Verdauungs- und Ausscheidungsorgane geht
von ihlil aus. Mit Hilfe des Nervensystems elllpfindeil, denken und wollen
lvir. Dabei erfüllen die eigentlichen Nerven eine doppelte Aufgabe: 1. sie
nehmen mit Hilfe der Sinnesorgane die Reize der Außenwelt auf und
führen sie deut Rückenmarke und bent Gehirne zu, so daß eine Empfindltng
entsteht; 2. sie leiten vom Gehirn lind Rückenmark ausgehende Reize zu
den Muskeln (und Drüsen) und veralüassen dadurch Bewegungen. Man
unterscheidet deshalb E m p f i n d u n g s - und Bewegungs¬
nerven. b) Zahlreiche Enipfiildungen und Beweguilgen im Innern
unsers Körpers kommen uns gar nicht zun: Bewußtseilt, z. B. die Atmungs-,
Herz-, Verdauungs- und Drüsentätigkeiten. Diese Bewegungen heißen
ttnwillkürliche und werden von einen: besonderen Nervensystenr,
den: vegetativen oder G a n g l i e n s y st e m geregelt. Eine
zweite Reihe von Enipfindungen tritt in der Regel ebenfalls nicht in unser
Bewußtsein, weil sie von beit Nerven dem Rückenmarke zugeleitet und von
diesem sofort mit Bewegungsreizen beantwortet wird. Empfinden wir
z. B. an irgendeiner Stelle unsers Körpers einen Schmerz, so fiihren wir
oft unbewußt eine Bewegung aus, die zur Beseitigung des Schmerzes
geeignet ist. (Zuriickziehen der Hand von einem heißen Gegenstände,
Schließen der Augen bei plötzlichem grellen Lichte usw.) Solche Be¬
wegungen heißen Reflexbewegungen. Unsere Geh- und Sprech¬
bewegungen, das Minenspiel des Gesichts, alle zur Gewohnheit gewordenen
Bewegungen sind Reflexbewegungen. Drittens empfangen wir von der
Außenwelt viele Reize, die eine bewußte Empfindung hervorrufen, rrnd
ebenso führen wir eine Menge Bewegungen aus, die unmittelbar von
unserm Willen veranlaßt werden, es sind w i l l k ü r l i ch e Bewegungen.