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schönen Kunst. Unter dem Kaiser Friedrich II. erstieg die vater¬
ländische Dichtkunst den höchsten Grad der Begeisterung, indem
sie als Liebliugsuntcrhaltung deutscher Fürsten und als die vor¬
züglichste Würze gesellschaftlicher Freuden galt. Biele Gedichte
auS jener Zeit sind aus>uns gekommen; sie athmen großen
schöpferischen Geist und tiefes inniges Gefühl, manche aber unter¬
scheiden sich nur durch den Reim von der schlichten Prosa. Das
vorzüglichste deutsche Heldengedicht, welches wir noch besitzen, ist
das Nibelungen-Lied, dessen Alter und Verfasser aber bis
jetzt noch nicht ausgemittelt ist. Es bildet den Vereinigungspunkt
vielfach verschlungener, wundervoller Mährchen und Volkssagen
der uralten Heldenzeit. Der Grundstoff ist der Untergang der
Nibelungen, eines altburgundischen Heldenstammes, durch die
Rache der schönen Chrimhild, der Gemahlin des hörnernen
Siegfried aus Lauten am Rhein, die deshalb als Hauptpersonen
dastehen. — Der Minnegesang des Mittelalters liefert zugleich
einen herrlichen Beweis, daß mitten in einem ganz kriegerischen
Leben sanfte Neigungen erwachen, und aus der höchsten Helden¬
kraft das feinste Zartgefühl wie eine schöne Blume emporsteigt.*)
Die Meister sä nger. — Schon im Anfange des vier¬
zehnten Jahrhunderts verbreiteten sich Dichtkunst und Gesang
von den Burgen der Ritter auch in die Städte. Die Bürger
fanden Vergnügen daran, in Erholungsstnnden die schönen Lieder
und Erzählungen der Minnesänger zu lesen. Manche, die in
sich einiges Talent fühlten, ahmten ihnen nach und fingen in
Nebenstunden an, fleißig zu dichten. Bald bildeten sie eine be¬
sondere Sängerzunft unter sich und wurden, weil sie Meister
*) „Eins war Europa in den großen Zeiten;
Ein Nitterthum schuf Kämpfer zu Genossen,
Für einen Glauben wollten alle streiten.
Die Herzen waren einer Lieb' erschlossen;
Da war auch eine Poesie erklungen.
In einem Sinn, nur in vcrschiednen Zungen"
A. W. Schlegel.