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ihrem AbhängigkeitSverhältniß hinaus und erklärten sich zu freien
Landgemeinden. Rudolf's Nachfolger, Adolf, dem eine Schwächung
der habsbnrgischen Macht willkommen war, bestätigte ihnen ihre
Unabhängigkeit. Albrecht aber unterwarf die ihm zuständigen
zinspflichtigen Bauern der Kantone wieder und vereinigte sie
mit der Landgrafschaft. Indeß nur auf kurze Zeit. Denn als
seine Vögte auch über die freien Bauern die Gerichtsbarkeit üben
wollten, erhoben sich die Waldstädte zusammt, verjagten die lä¬
stigen Beamten, wählten zu Richtern jährlich wechselnde Land¬
ammänner aus ihrer Mitte und verlangten laut, unmittelbar
unter dem Reiche zu bleiben. Die Sage hat diese Erhebung
der Schweizer mannigfach und dichterisch ausgeschmückt und zu
einem glorreichen Freiheitskampfe ausgemalt.
Der Kaiser, so heißt es, über das anmaßliche Auftreten der
Bauern hoch erzürnt, gab ihnen zu Reichsvögten harte und böse
Leute aus seinem eigenen Lande, die sie drücken und quälen
sollten, damit sie froh wären, vom Reiche loszukommen und sich
unter die Oberherrlichkeit des Hauses Habsburg zu begeben.
Und er schickte ihnen den Hermann Geßler von Brnnncck
und Geringer von Landen berg. Diese thaten, was nie
zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst wohnen.
Geßler bauete sich einen Twinghoff (feste Burg) bei Altdorf in
Uri, und Landenberg bezog ein habsburgisches Schloß zu Sar¬
nen. Nun fingen die Bedrückungen an. Wegen kleiner Ver¬
gehen wurden die Leute in finstere Kerker geworfen, unerschwing¬
liche Zölle wurden auf habsburgischem Gebiete wider die Schwei¬
zer angelegt. Am meisten aber schmerzte der Vögte muthwilliger
Trotz und ihre hochmüthige Verachtung des ganzen Volkes.
Des Landes Edele nannten sie höhnisch Bauernadel. Einst ritt
Geßler vor dem Hause Werner Stauffacher's, eines wohl¬
begüterten und angesehenen Landmannes zu Schwyz, vorbei.
Das Haus war wohlgezimmert, mit vielen Fenstern versehen,
weitläufig und glänzend erbauet. Stauffacher stand an der Thüre
und grüßte ehrerbietig. Der Landvogt aber sprach ergrimmt: