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319. Im Schutze des Staats.
Heil'ge Ordnung, segensreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
frei und leicht und freudig bindet,
die der Städte Bau gegründet,
die hierein von den Gefilden
rief den ungesell'gen Wilden,
eintrat in der Menschen Hütten,
sie gewöhnt' zu sanften Sitten
und das teuerste der Bande
wob, den Trieb zum Vaterlande l
Schiller.
320. Die Segnungen der staatlichen Ordnung.
Unser großer Dichter Schiller sagt: „Der Mensch ist frei geschaffen,
ist frei, und würd' er in Ketten geboren". Das ist ein ebenso wahres, als
schönes Wort. Allein wo viele Menschen beisammen wohnen, ist die Freiheit
des einzelnen nicht schrankenlos; sie hört genau da auf, wo die Freiheit
des andern beginnt. Das ist nun manchem unbequem. Er möchte tun,
was ihm beliebt, und ist unzufrieden mit dem Staate, der ihn in seine
Schranken weist. Er übersieht dabei den hohen Wert der Ordnung und
die zahllosen Wohltaten, die der Staat jedem von uns täglich erweist.
Der Staat ist der Beschützer unsrer Person und unsres Eigentums.
Er schreitet gegen Beleidigungen, falsche Anschuldigungen und Körper¬
verletzungen ein. Er verbietet Hausfriedensbruch, Diebstahl, Erpressung, Be¬
trug, Urkundenfälschung, Brandstiftung u. s. w. und verhängt Strafen, wenn
sie gleichwohl verübt werden. Alan stelle sich einmal den Zustand vor, der
eintreten müßte, wenn der staatliche Schutz auch nur ein Jahr lang auf¬
hören würde! Alle Bande der Ordnung würden sich lösen. Der Starke
allein wäre Meister. Der Schwache wäre keinen Augenblick seines Eigen¬
tums, seiner persönlichen Sicherheit, ja seines Lebens sicher.
Der heutige Staat sucht auch die materielle Wohlfahrt seiner
Bürger zu fördern. Er baut Straßen, Eisenbahnen und Kanäle und er¬
möglicht dadurch Handel und Verkehr. Er sorgt für einen zweckmäßigen
Waldbau und erschließt dadurch sich selbst und den Gemeinden sichre Ein¬
nahmen. Durch Zölle, die er auf ausländische Erzeugnisse legt, schützt er die
Erträgnisse des heimischen Bodens, sowie der Fabrikarbeit. Auch hat er die