Bischof Lernward von hildesheim. 
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Zamilie und besuchte die Domschule zu hildesheim, in der er bald der Fleißigste 
und (Tüchtigste war. Sein Lehrer Thangmar nahm ihn zuweilen mit auf Reisen 
und unterrichtete ihn selbst unterwegs vorn Pferde aus. Alle liebten den jungen 
Bernward und schenkten ihm ihr ganzes vertrauen. In den Wissenschaften 
war er überall wohl bewandert. Den sächsischen Kaisern war Bernward ein 
treuer Diener. Als Otto II. gestorben war, übergab seine Witwe, die Kaiserin 
Theophano, ihren 7 jährigen Sohn (Dtto III. dem Bischof zur Erziehung. 
Bernward unterwies den jungen Kaiser mit solchem Erfolge, daß man (Dtto III. 
später das Wunder der Welt nannte, und obgleich Bernward streng gegen ihn 
war und ihm nichts nachsah, hing (Dtto doch mit großer Liebe an ihm. 
Der Lehrer und sein Schüler. Als der Kaiser später in Horn wohnte und Lernward 
einst eine Heise dahin zu machen hatte, wünschte Otto seinen geliebten Lehrer so bald als 
möglich zu sehen. Er eilte ihm fast zwei Meilen entgegen, umarmte und küßte ihn aufs 
herzlichste, führte ihn selbst in die für ihn bestimmte Wohnung, und „bat ihn nach langer 
Unterredung, am folgenden Tage in den Palast zu kommen, gestattete auch nicht, daß der 
Bischof etwas von seinem fjaushalt verausgabte, sondern ließ ihm sechs Ivochen lang 
alle Bedürfnisse für sich und seine Begleiter im Überfluß verabreichen. Der Kaiser 
hatte sogar die Speisen, die er als Bernroards Leibgerichte von hildesheim her kannte, 
herbeischaffen, ja selbst Bier brauen lassen. Seinen Tisch versorgte er mit feinstem Tafel¬ 
geschirr, silbernen Bechern, glänzenden Schüsseln und Lichtern, Arn Tage nach der 
Ankunft berief der Kaiser den Papst zu sich zum (Empfange des geliebten Gastes aus 
hildesheim, und die beiden Häupter der Christenheit gingen ihm bis in den Vorhof 
entgegen und nahmen ihn sehr gütig auf. Der Kaiser litt nicht, daß Bernward in seine 
Wohnung zurückkehrte, sondern wies ihm eine ganz in der Nähe seines Palastes gelegene 
bessere an. Nun verhandelten beiöe bald im Gemach des Kaisers, zuweilen im Zimmer 
Bernroards über die öffentlichen Angelegenheiten und die Bedürfnisse des Reiches". 
Der grohe Künstler. In großem Segen hat Bernward sein Bistum verwaltet, 
am berühmtesten aber ist er durch seine Kunstwerke geworden. Er verstand fast 
jede Kunst: er schmiedete das herrliche Bernwardkreuz und zierte es mit 230 gold¬ 
gefaßten Edelsteinen? er goß die beiden gewaltigen, über 4 m hohen Domtüren, auf 
denen in erhabenen Figuren der Sündenfall und die Erlösung des Menschen dar- 
gestellt sind- auf einer fast ebenso hohen Säule stellte er 28 Geschichten aus dem 
Leben Jesu dar. Wenn uns heute die Erzfiguren an den Türen und der Säule auch 
etwas unbeholfen vorkommen, so muß man bedenken, daß sie 900 Jahre alt 
und vielleicht die ältesten Erzdarstellungen in Deutschland sind. Die Bilder 
sollten dem Volk, das nicht lesen konnte, eine lebendige biblische Geschichte sein. 
Das größte Meisterwerk aber ist die Michaeliskirche, die eine der ältesten und 
schönsten Kirchen Deutschlands ist. Lange Zeit war sie vernachlässigt, jetzt aber 
hat man wenigstens das Innere herrlich wiederhergestellt. Den mächtigen 
Radleuchter im Dom zu hildesheim, der das himmlische Jerusalem darstellt, 
hat B ernward nur entworfen und angefangen. 
fluch der letzte Sachsenkaiser, Heinrich II., hat Bernward zum Lehrer gehabt. 
Er hat Bernward später in hildesheim besucht. Im Rathaussaal zu Hildes- 
heim zeigt eins der großen prellschen Wandgemälde diesen Besuch. §ast alle 
Kunstwerke des Bischofs sind auf dem Bilde zu erkennen. Die dankbare Nach-
	        
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