Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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die, Verderben drohend/ vereint in den lombardischen Thalern 
sich lagerten. Wie ein aufgescheuchtes Wild floh der Longobar- 
denkönig und glaubte sich erst hinter den festen Mauern seiner 
Hauptstadt sicher. Karl schloß ihn mit seinem Heere ein, reifete 
dann selbst nach Rom, um dort das Osterfest zu feiern. v Der 
Papst, die Geistlichkeit, das ganze Volk ging ihm im feierlichen 
Zuge entgegen. Unter dem freudigen Zurufe des Volkes: „Ge¬ 
segnet sei, der da kommt im Namen des Herrn!" zog er in die ' 
entzückte Stadt. Am Eingänge der Peterskirche empfing ihn 
umarmend der heilige Vater; ein hehrer Anblick für das Volk, 
die beiden Mächtigsten der Erde in so schöner Eintracht zu¬ 
sammen zu sehen! Dann stieg Karl in die Gruft der Apostel 
hinab, bestätigte die Schenkung, die sein Vater der römischen 
Kirche gemacht hatte und fügte noch neue hinzu. 
Nach sechsmonatlicher Belagerung ergab sich Pavia. Der 
gefangene Desiderius ward in das Kloster Corvey geschickt, sein 
Reich mit dem fränkischen vereinigt. Karl nannte sich von nun 
an König der Franken und Langobarden, Schntzherr 
von Rom. Die Angelegenheiten seines neuen Volkes ordnete 
er, wie es seine schöne Sitte war, mit Milde und Weisheit. 
Er ließ ihm seine bisherige Verfassung und alle Rechte und 
Freiheiten. Zweihundert und sechs Jahre, von 568 bis 774, 
hatte das longobardische Reich bestanden. 
18. Abermalige Empörung der Sachsen. 
Jedoch ehe Karl die Angelegenheiten Italiens in Ordnung 
gebracht hatte, lief die Nachricht ein: die Sachsen, welche den 
Verlust ihrer Freiheit nicht hatten verschmerzen können, seien 
unter ihrem kühnen Anführer Wittekind mit Feuer und Schwert 
in das stänkische Gebiet gefallen. Aber blitzschnell flog Karl 
aus Italien herbei. Seine Erscheinung dämpfte sogleich die Em¬ 
pörung. Jedoch auch dieses Mal mußte er sich mit unzuver¬ 
lässigen erzwungenen Versicherungen der Unterwerfung und mit 
Geißeln begnügen; denn er mußte abermals nach Italien eilen,
	        
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