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fromme Karl vernahm 4n dem Hülferuf aus dem mohammeda¬
nischen Spanien den Ruf des Himmels selbst, das Kreuz Christi
auch dort aufzupflanzen. Dazu lockten jenseits des Gebirges so
reizende Provinzen. Er brach daher im Jahre 778 an der
Spitze seines Heeres auf und stieg mit unbeschreiblicher Anstren¬
gung über die steilen Pyrenäen in Spanien hinab. Er bemach- #
tigte sich in kurzer Zeit der wichtigsten Städte und des ganzen
Landstriches von dem Gebirge bis zum Ebro. Dieser Landstrich
blieb von nun an unter dem Namen „spanische Mark" ein
Theil seines Reiches.
Aus dem Rückzüge aber war er nicht so glücklich. Während
sein Heer mit Beute beladen, zerstreut, langsam, in fröhlicher
Sorglosigkeit durch die engen Gebirgsschluchten von Noncesvalles
daherzog, wurde der Nachtrab von den auflauernden Bergbe¬
wohnern überfallen, beraubt und größtenthcils niedergehauen.
Hier fiel nehst vielen anderen Helden der berühmtr Ritter Ro¬
land, dessen Heldenthaten von dem italienischen Dichter Ari-
osto (1474—1533) so schön besungen worden sind.
20. Fortsetzung des Sachsenkrieges.
Karl ist gefallen! lief plötzlich das Gerücht ein. Und
schon stand auch Wittekind wieder an der Spitze der Sachsen.
Taufe, Reichstag, Huldigung, Alles war vergessen. Die Flamme
des Aufruhres schlug wilder empor als je. Burgen und Kir¬
chen und Alles, was sonst an die verhaßte Herrschaft der Fran¬
ken erinnern konnte, wurde in wilder Wuth niedergerissen. Das
ganze Land zwischen der Weser und dem Rhein rauchte von
Mord und Brand.
Karl lebt! Karl zieht heran! ging das neue Gerücht.
Und alsbald war auch die Ruhe wieder hergestellt. Der Schrecken
feiner Ankunft zerstreute Wittekind's Heer. Wittekind selbst zog
sich hinter die Weser zurück und legte sich in einen Hinterhalt,
um bei günstiger Gelegenheit wieder hervorzubrechen. Die Sachsen