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gelobten auf's Neue Gehorsam und ließen sich in Menge taufen.
Um aber das Werk der Bekehrung und hiemit die Ruhe im
Lande dauerhafter zu begründen, ließ Karl nach und nach mehrere
Kirchen und Klöster bauen und den ersten Grund zur Errichtung
von Bisthümern legen, ans denen mit der Zeit blühende Städte
O wurden. Als solche werden Osnabrück, Paderborn, Mün¬
ster, Verden, Bremen, Minden, Hildesbeim und
Halb er stad t genannt. Die Bisthümer wurden mit Männern
besetzt, welche schon seit längerer Zeit als Glaribensboten in
verschiedenen Landesthcilen Sachsens wirksam gewesen waren.
Von diesen Bischofssitzen ging die Bildung der Deutschen ganz
besonders aus. Denn Karl ließ bei jedem Domstifte zugleich
eine Schule anlegen, nicht allein, um junge Geistliche zu bilden,
sondern auch durch den Unterricht der Jugend in Gottesfurcht
und Sitte am sichersten auf die Veredelung des Volkes zu wir¬
ken. Diese Schulen sind in den vorgenannten Städten zum
Theil noch jetzt vorhanden.
Eine geraume Zeit hindurch herrschte eine tiefe Stille in
ganz Sachsen. Karl hielt sie, wie einst Varus, für eine ruhige
Ergebung des Volkes in sein Schicksal, und im Wonnegefühl
des Siegers wagte er es schon, im Jahre 782 eine Mannschaft
auszuhcben und sie mit einer Abtheilung seines Heeres gegen
die Slaven zu schicken, welche in Thüringen eingefallen waren.
Er selbst begab sich mit seinen Söhnen Pipin und Ludwig
fröhlich nach Rom, um den ersteren zum Könige von Italien,
den anderen zum Könige von Aquitanien vom Papste krönen zu
lassen. Aber wie hatte er sich in seinem Vertrauen auf die
Sachsen getäuscht! Auf dem Zuge gegen die Slaven erwachte
ihre alte Liebe zur Freiheit und Unabhängigkeit. Sie überfielen
auf dem Berge S ü n t e l an der Weser das fränkische Bundcs-
hcer und machten einen großen Theil desselben nebst den beiden
Anführern, Geilo und Adalgis, nieder. Und der nimmer
rastende Wittekind flog nun wieder von Gau zu Gau, auf¬
rufend zum heiligen Streite für die Freiheit des Landes und