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Italien kam unter die Herrschaft der Ostgothen. Sie nahmen
den dritten Teil der Ländereien als Kriegeslohn und lebten nach
ihren volkstümlichen Gesetzen und Weisen.
Theodorich war ein wahrer Wohlthäter für Italien, und nicht
mit Unrecht hat man ihn den Großen genannt. Unter ihm blü-
hete das ausgeplünderte und vielfach verwüstete Reich wieder auf.
-Aber mit Theodorichs Tode, im Jahre 526, verwelkte auch diese
Blüte wieder. Unter seinen schwachen Nachfolgern brachte die
Herrschaft und die Eifersucht der Großen vielfaches Unglück über
das Reich und beschleunigte dessen Untergang.
Kaiser Zustinian (527 bis 565). — Um diese Zeit der
ostgothischen Unruhen herrschte in Constantinopel der Kaiser In-
stinlan, der durch glückliche Unternehmungen einen großen Glanz
um seinen Thron verbreitete. Zuerst richtete er seinen Blick auf
Afrika, wo die Vaudaleu unter Geiserich seit 429 ein neues Reich
gegründet hatten. Im Jahre 533 sandte er seinen Feldherrn, den
tapferen Belifarins, dahin. Geltmex, der letzte König der
Vandalen, wurde geschlagen und gefangen, und sein Reich zu einer
Provinz des griechischen Kaisertums gemacht, nachdem es 105
Jahre, von 429 bis 535, bestanden hatte. Die Inseln Sardinien
und Corsika, wie auch die Balearen, unterwarfen sich dem Sieger-
freiwillig.
Dieser glückliche Erfolg ermunterte den Justiuiau, seine Waffen
auch gegen Italien zu richten, um die Ostgothen aus demselben zn
vertreiben. Die Unruhen unter diesem Volke unterstützten seinen
Plan. Sicilien und Unteritalien wurden leicht unterworfen. Die
Hauptstadt Rom öffnete ihm freiwillig die Thore. Im Drange
solcher Not riefen die Gothen ihren tapferen Feldherrn Vitiges
zum Könige aus. Vergebens suchte dieser mit Belisarins zu unter-
handeln. Er schloß sich endlich in Ravenna ein, um hinter den
Mauern dieser Stadt Schutz zu suchen. Als aber die Not aufs
höchste gestiegen war, und die Gothen selbst ihrem Könige nicht
mehr traueten, boten sie dem Belisarins die Krone des ostgothischen
Reiches an, wenn er zu ihnen übergehen wolle. Dieser nahm das
angebotene Geschenk scheinbar an und zog unter dem Jubel des