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3. Auf der Brück' steht ein Junge, der singt, daß es schallt,
kommt ein Wagen gefahren, der Fuhrmann, der knallt.
4. Und der Wagen voll Heu, der kommt von der Wiese,
und oben darauf sitzt der Hans und die Liese.
5. Die jodeln und juchzen und lachen alle beid',
und das klingt durch den Abend, es ist eine Freud'!
6. Und dem König sein Thron, der ist prächtig und weich;
doch im Heu zu sitzen, dem kommt doch nichts gleich.
7. Und wär' ich der König, gleich wär' ich dabei
und nähme zum Thron mir einen Wagen voll Heu.
Robert Reinick.
125. In 6er Schmiede.
Seht ihr in der Ferne den Feuerschein?
Kommt, Kinder, kommt in die Schmiede hinein.
Da flackern die Flammen so hoch und so hell.
Da steht der rußige Schmiedegesell
5 und schwingt empor die kräftige Faust.
Bum! wie der riesige Hammer saust.
Bum! wie der lustige Funke fliegt!
Bum! wie sich das trotzige Eisen biegt:
Und bum, bum, bum, und Schlag auf Schlag —
10 so geht es weiter den ganzen Tag.
Maria Weinand.
126. Der kluge Landmann und sein Pferd.
1. Einem Bauersmanne wurde in der Nacht sein schönstes Pferd
aus dem Stalle gestohlen. Er reiste fünfzehn Stunden weit auf den
Pferdemarkt, um ein anderes zu kaufen.
2. Aber sieh, unter den Pferden auf dem Markte erblickte er
auch sein Pferd. Er ergriff es sogleich beim Zügel und schrie laut:
,,Der Gaul ist mein! Vor drei Tagen wurde er mir gestohlen.“ Der
Mann, der das Pferd feil hatte, sagte sehr höflich: ,,Ihr seid unrecht
daran, lieber Freund. Ich habe das Roß schon über ein Jahr. Es
ist nicht Euer Roß, es sieht ihm nur gleich.“
3. Der Bauer hielt dem Pferde geschwind mit beiden Händen
die Augen zu und rief: „Nun, wenn Ihr den Gaul schon lange habt,