C. Vas Tagewerk auf der Flur. 
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größer ist die Zahl der anbaufähigen Gewächse, um so bequemer 
ist ihr Anbau, um so geringere Unkosten entstehen dem Landmann. 
Unter dem gleichen Klima bietet sodann der nach Süden hängende 
Ucker vorteilhaftere Wachstumsbedingungen als Nord- oder Gsthang, 
Wovon man sich in Weinbau- oder Dbstbaugegenden zur Genüge 
überzeugen kann. Endlich wird auch der Bodenwert beeinflußt durch 
Form und Größe des Grundstücks, weil davon wesentlich die zweck¬ 
mäßige Ausnutzung der Arbeitskraft abhängt, sowie durch die Lage 
Zum Hofe und auch zum Absatzplatz, wer daher den wert des Bodens 
richtig einschätzen will, muß ihn nach den verschiedensten Nichtungen 
prüfen- eine richtige Einschätzung seines wertes, etwa nach Mark 
und Pfennigen, ist daher eine äußerst schwierige Aufgabe. 
So wie der Ackerboden sich dem Landmann heute zeigt, ist 
er nicht immer gewesen, Wandlung auf Wandlung hat er durchmachen 
müssen,- und gehen wir weit in die Vergangenheit zurück, so können 
wir erkennen, daß er ursprünglich aus dem festen Gestein der Erde 
hervorgegangen ist. Vas rohe Gestein verwitterte unter dem Wechsel 
von Wärme und Kälte, von Trockenheit und Nässe,' zersetzt durch die 
Angriffe der atmosphärischen Luft, lebender und absterbender Pflanzen 
und Tiere, zermürbte es oberflächlich und bot so niederen Pflanzen Ge¬ 
legenheit zur Besiedlung, bis auch allmählich die höher entwickelten 
Gewächse Fuß fassen konnten. Teils blieb der so entstandene Boden 
an Grt und Stelle liegen, teils entführten ihn wind und vor allem 
Wasser in Gegenden, die von seinem Entstehungsort weit entfernt 
lagen, wobei die ursprüngliche Zusammensetzung und Mischung völlig 
verloren gehen konnte. Noch jetzt kann der aufmerksame Beobachter 
in der Natur den Werdegang unseres Kulturbodens verfolgen, wer 
sich für seinen Boden interessiert, der findet wertvolle winke über 
dessen Zusammensetzung und wert in den Arbeiten der Geologischen 
Landesanstalt, die die Ergebnisse ihrer Untersuchungen in sorgsamen 
Karten niederlegt. In Gegenden, wo diese bereits vorliegen, bieten sie 
einen unschätzbaren Wegweiser zur richtigen Einschätzung des Bodens. 
Dr. Adolf Helmkampf. 
88. Zchollentreue. 
l. Es ist eine alte deutschrechtliche Forderung, daß der lebendige 
und lebenzeugende Acker nicht als tote Sache gewertet und be¬ 
handelt werde. Wer in dem Acker, den er bebaut, nur die Kapitals¬ 
anlage sieht, deren möglichst hohe Verzinsung das einzige oder doch 
das wesentliche Ziel ist, der kann niemals mit seinem wesen darin 
wurzeln, der kann nicht bodenständig, nicht ackerheimisch werden. 
Wandert aber der Acker ruhelos von Hand zu Hand, dann wird er, 
mag der Preis noch so steigen, innerlich entwertet. Die hohe volks¬ 
wirtschaftliche, völkische und volksseelische Bedeutung des Mutter- 
bodens verringert und verflüchtigt sich, wenn er eine Ware wird 
wie andere.
	        
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