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I. Erdbeschreibung.
angegebenen D'282,000 O Meilen weitüber2Drittheile (genau
6 856,000 0 M.) der Erdoberfläche Wasser, und weit weniger
als ein Drittheil derselben (genau 2'426,000 □ M.) ist Land.
Die Erde hat also theils Erdboden, theils Meeres¬
spiegel zur Oberfläche.
Noch immerfort ist aufder Erde das Wasser im Abnehmen und
das Land nimmt immerfort an Oberfläche zu, indem sowohl die Mee¬
resufer zurücktreten, alö auch die Gewässer des festen Landes, Strö¬
me, Bäche, Seen, Teiche, Sümpfe, sich immer mehr verkleinern.
Doch geht dieses Fortschreiten, wenn man nicht aufeinzelne Stellen
sondern auf die ganze Erd-Oberfläche sieht, so langsam, daß es nur
alle 100 Jahre etwas Nennenswerthes austrägt. Dagegen findet
sich nun freilich, daß hierund dadasMeer sich vergrößert, indem eS
theils jährlich von dem Rande der Küstenländer etwas losreißt,
theils ganze Stückchen Landes verschlingt: dieß beträgt aber viel zu
• wenig, als daß sich der einmalige Land- und Wasser-Flächenbestand
dadurch im Gleichgewicht erhielte. Bielmehr ist die Landvergröße¬
rung und Wa sser v er m i n d er u n g, die sich über die ganze Erde
erstreckt, in Vergleichung mit der theilweisen Landabnahme an man¬
chen Küsten und mit der Versenkung einzelner Inseln, völlig über¬
wiegend und seit Menschengedenken in ungestörtem
Fortgänge. Nicht als Meinung oder Hypothese sondern als geo¬
graphische Thatsache und ebendeßhalb auch als Lehrartikel für den
geographischen Unterricht auf Schulen wird hier die Wasservermin¬
derung behauptet. Die muthmaßlichen und bekannten Ursachen aber
so wie auch die wahrscheinlichen Folgen dieser Erscheinung bleiben
hier unberührt, da sie über den Bereich des Schulwissens hinausin
ein HöheresGebiet des menschlichen Forschens und Wissens reichen,
welches zur Zeit noch in Ermangelung eines seiner Wissenschaftlich¬
keit entsprechenden Namens Erdkunde heißt, ein Name, der
von Andern häufig als gleichbedeutend mrt Erdbeschreibung ge¬
braucht wird.
Inseln oder Eilande nennt man Landstellen mitten
im Wasser; Halbinseln oder Vorlande nennt man solche
vonWasser umgebene Landtheile, welche nach einer Seite hin mit
dem Lande zusammenhangen, und wenn sie ganz schmal sind hei-
ßen sie von ihrer Gestalt L and- oder Erdzungen. Eine Mee¬
resgegend voller Eilande heißt Archipelagus oder Archipel
oder I n se l n m e e r, auch E i l a n d fl u r. — Erd- oder Land-
E n g c (I st h m u s) trennt Wasser und verbindet Land. Unter
den 50 bekannten Landengen, deren nur wenige einen geographi¬
schen Namen haben, sind 1. die von Panama oder Da¬
ri en in Mittelamerica, 2. die von Suez in Ägypten, 3. die
von Korinth (§. 68. B.) in Griechenland die kennenswcr-
thesten.