Full text: Der deutsche Kinderfreund

zur Beförderung guter Gesinnungen re. zi 
16. Der Unzufriedene. 
Ädolph hatte wohlhabende und sehr gütige Eltern^ 
Da sie nur den einzigen Sohn hatten, so wandten sie 
sehr viel an ihn, und Adolph.hatte daher alles, was 
er sich nur wünschen mochte: gute Kleider, alle Tage 
gut zu essen, und manches Vergnügen. Aber eben 
darum, weil es ihm zu wohl ging, wurde er unge¬ 
nügsam und unzufrieden, das heißt: ec freuete sich nie¬ 
mals über das, was er hatte, und fand immer etwa- 
daran zu tadeln, daher er beständig etwas anderes und 
besseres verlangte. Wenn er z. B einen neuen Rock 
bekam, so hatte er bald an den Knöpfen etwas auszu¬ 
setzen, oder er war »hm zu weit, zu lang, zu enge u. s w. 
Gingen seine Ettern mir ihm spazieren, so klagte er bald 
über die Hitze, bald über den weiren Weg, seufzte be, 
ständig, und sagte fast alle Augenblicke: wenn wir doch 
nur erst da waren! War man endlich angekommen, so 
gefiel es ihm wieder an diesem Orte nicht, und er 
wünschte, daß seine Eltern mit ihm nach einem andern 
Orre gegangen waren. Auf diese Art verbittert? sich 
der unzufriedene Adolph fast jedes Vergnügen, und wur¬ 
de seines Lebens nicht froh. Ec hatte keine Freunde/ 
denn wer möchte wohl gern mit einem solchen Unzufrie¬ 
denen umgehen? Er hatte aber auch fast niemals ein fröh¬ 
liches Herz, und genoß das Gute, welches er hatte, we, 
mg oder gar nicht. Möchtet ihr ihm wohl ähnlich «erden Í 
17* Der Barmherzige. 
Äunj und Klaus gingen an einem sehr kalten 
Wi- teriage mit einander über Feld. An der Straße 
fanden sie einen unbekannten Menschen im Schnee 
liegen, welcher fest zu schlafen schien. Kunz hatte 
Mitleiden mit ihm, und aus Besorgnrß, daß er er¬ 
frieren möchte, näherte er sich ihm, um ihn aus dem 
Schlafe zu wecken Aber so v,el er ihn auch rüttelte, 
so erwachte er doch nicht. Den kannst du lange rüt¬ 
teln, rief Klaus lachend, er wird nicht aufwachen, 
er ist betrunken; laß den Kerl liegen, und komm, es 
ist kalt. Nein, antwortete Kunz, sa unbarmherzig
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.