Full text: Der deutsche Kinderfreund

zur Beförderung guter Gesinnungen rc. 63 
was er hatte , und. fand immer etwas daran zu tadeln, 
daher er beständig etwas Anderes und Besseres verlangte. 
Wenn er z. B. einen neuen Rock bekam, so hatte er ent¬ 
weder an den Knöpfen etwas auszusetzen, oder er war 
ihm zu weit, zu lang, zu enge u. s. w. Giengenseine 
Aelrern mit ihm spazieren, so klagte er bald über die 
Hitze, bald über den weiten Weg, seufzte beständig und 
sagte fast alle Augenblicke, wenn wir doch nur erst da 
wären! War man endlich angekommen, so gefiel es ihm 
wieder an diesem Orte nicht, und erwünschte, daß seine 
Aeltern mit ihm nach einem andern Orte gegangen wä¬ 
ren. Auf diese Art verbitterte sich der unzufriedene Adolph 
fast jedes Vergnügen, und wurde seines Lebens nicht 
froh. Er hatte keine Freunde, denn wer möchte wohl gern 
mit einem solchen Unzufriedenen umgehen? Cr hatte aber 
auch fast niemals ein fröhliches Herz, und genoß das 
Gute, welches er hatte, wenig oder gar nicht. Möchtet 
ihr ihm wohl ähnlich werden? 
17. Der Barmherzige. 
Kunz und Klaus giengen an einem sehr kalten Win- 
tcrtage mit einander über Feld. An der Straße fanden 
sie einen unbekannten Menschen im Schnee liegen, wel¬ 
cher fest zu schlafen schien. Kunz hatte Mitleiden mit 
ihm, und aus Besorgniß, daß er erfrieren möchte, nä¬ 
herte er sich ihm, um ihn aus dem Schlafe zu wecken. 
Aber so viel er ihn auch rüttelte, so erwachte er doch nicht. 
Den kannst du lange rütteln, rief Klaus lachend; erwirb 
nicht aufwachen, er ist betrunken; laß den Kerl liegen, 
und komm; es ist kalt. Nein, antwortete Kunz, so un¬ 
barmherzig kann ich nicht seyn, wie leicht könnte der 
arme Mensch erfrieren, und mag er immerhin betrunken 
seyn, er ist ein Mensch, und zwar ein hülfsbcdürftiger 
Mensch; ich will thun, was ich kann, um ihm das Le¬ 
ben zu retten. Nun so mache, was du willst, rief Klaus 
unwillig; ich mag nicht länger hier stehen und frieren; 
und damit gieng er weiter. Kunz bedeckte nun eiligst 
den Schlafenden mit Schnee, weil er gehört hatte, daß 
der Schnee wärme, und lief dann so schnell wie möglich 
nach dem nächsten Dorfe, um einen Wagen zu holen. 
Glücklicher Weise fand er auch gleich einen Menschenfreund¬
	        
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