Christophs Regierung. Auch der edle Freundschaftsband, den Christoph frühe mit
Kaiser Ferdinands Sohn und Nachfolger, Maximilian, geschlossen hatte, war für
Würtiemberg von wohlthätigen Folgen.,- Von Körper war Herzog Christoph ge¬
wandt, abgehärtet, kräftig; sein Geist war unerschrocken, scharfstnnig und beharrlich.
In seinem früheren Leben hatte er sich Weisheit erworben, und seine Regicrungszeit
bot ihm Gelegenheit genug dar, sie zu üben. Im Reden und Schreiben, im Latei¬
nischen und Französischen und in den Wissenschaften war er sehr bewandert. - Un¬
sere Muttersprache erwachte damals, wie die Nation selbst, zu ihrer eigenthümlichen
Kraft und Gediegenheit, einfach, treffend, mächtig, herzlich, so wie Luther schrieb und
sprach. Auch in dem, was wir von Christoph lesen, ist ein Gepräge von Herzlich¬
keit und Biederkeit. Offenheit, Wahrhaftigkeit und Treue schätzten an ihm Freund
und Feind. Als im Jahr 1538 der Kaiser Karl V. und der König von Frank¬
reich, die durch den Pabst sollten in Nizza mit einander ausgesöhnt werden, dort
dem Pabste den Pantoffel küßten, redete man auch Christoph, der im Gefolge des
Königs von Frankreich war und sich damals von der katholischen Kirche noch nicht
losgesagt hatte, gewaltig zu, es auch zu thun, allein er weigerte sich beharrlich, ob¬
wohl er erst 23 Jahre alt war. Aber die Noth hatte ihn beten gelehrt, und das
Gebet macht die Menschen stark, daß keine irdische Rücksicht sie bewegen kann. Jede
Nacht vor Schlafengehen las er einige Kapitel in der Bibel; die Kirche besuchte er
gern und regelmäßig, selbst auf der Jagd und auf Reisen.
Unter einem solchen Fürsten mußte die Negierung gut besorgt und der Unter¬
than berathen sein. Nach allen Seiten hin war er thätig, sah überall selber nach
und arbeitete von früh bis spät in Negieruugsgeschäften mit solcher Enisigkeit, daß
man ihm das Zeugniß gab, drei andere hätten in der gleichen Zeit nicht mehr zu
Stande gebracht. Gerecht und mild zugleich, war er herablassend gegen Jedermann
und auch dem Aermsten im Volk zugänglich. Mißhandlungen seiner Unterthanen
durch Beamte, wie sie sonst sehr im Brauch gewesen, duldete er nicht. Worüber die
Unterthanen bin und wieder klagten, das war die Baulust des Herzogs. Er baute
die Schlösser zu Nenenstadt, Weinsberg, Brackenheim, Neuenbürg, Leonberg, Walden¬
buch, Pfullingen, Kirchheim, Göppingen, Schorndorf, zu Stuttgart außer anderen
Gebäuden das jetzige alte Schloß, wodurch die Residenz der Herzoge an Stuttgart
' ai® ^.uuvvater verdient Herzog Christoph ebenfalls unsere Verehrung. Seine
heimlichsten Stunden waren die, die er Abends im häuslichen Kreise mit seiner Ge¬
mahlin und seinen zehn Kindern (von zwölf waren zwei frühe gestorben) zubrachte.
Er ließ seine Kinder nach bestem Wissen sorgfältig erziehen und unterrichten, erlebte
aber an seinen zwei Söhnen nicht viele Freude, und es mochte ihn der Gedanke oft
schmerzen, daß .vielleicht schon unter seinem nächsten Nachfolger das mühsam ge¬
pflanzte Gute wieder vernichtet werde. Dafür, daß er, auf die Zukunft bedacht, in
seinen Oheim, Graf Georg, drang, noch im 57ten Jahre zu heiraten, wurde Herzog
Christoph nach seinem Tode gesegnet. Hätte da nicht ein Sohn von Graf Georg
gelebt, so wäre Württemberg an Oesterreich gefallen und die Schicksale der Evange¬
lischen in Oesterreich unter Ferdinand II. würden auch die Württcmberger getheilt
haben.
'J Herzog Christoph hatte schon mehrere Jahre gekränkelt, er brauchte das Wild-
bad zu wiederholten Malen, merkte aber wohl, daß es mit seinem Leben zur Neige
gehe. „Ein kühl Erdreich", sagte er, „wird mein Doktor sein. Wenn das von Gott