Full text: [Oberstufe, [Schülerband]] (Oberstufe, [Schülerband])

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Nachtigall eine tüchtige Steuer gelegt würde. Will man iibrigens selber 
eine Nachtigall an unsicherem Orte vor dem Wegfange schützen, so 
fängt man sie und läßt sie wieder frei; sie wird dann so leicht nicht 
wieder in ein Netz oder eine Falle gehen. H icn. 
67. Die Trichine, der Bandwurm und die Finne. 
I. Die Trichinen verursachen die schreckliche Trichinenkrankheit, 
die von den Ärzten erst in neuester Zeit erkannt worden ist. Das 
winzig kleine Würmchen lebt im Fleische mancher Tiere, nament¬ 
lich der Schweine. Geniefst der Mensch trichinenhaltiges Schweine¬ 
fleisch, so erkrankt er mehr oder weniger schwer, ja nicht selten 
tritt der Tod ein. Die genossenen Trichinen setzen sich nämlich 
im Darme des Menschen fest und erzeugen hier lebendige Junge, 
Fadenwürmchen, wie man sie kleiner kaum kennt. Die alten 
Trichinen bleiben im Darme, bis sie untergehen ; die junge Brut aber 
wandert vom Darme aus in den Körper des Menschen ein. In dem 
Fleische allein treffen die jungen Trichinen eine für ihr weiteres 
Wachstum geeignete Wohnstätte. Schon 14 Tage nach der Ein¬ 
wanderung ist das Würmchen ausgewachsen. Nun rollt es sich 
spiralig zusammen wie eine Uhrfeder, und es bildet sich dann nach 
und nach um ein jedes Tierchen eine Kapsel aus Kalksalz, so dass 
es zuletzt in einer Kalkschale steckt wie ein Vogelei. Sind die 
Trichinen eingekapselt, so können sie sich nicht weiter bewegen und 
weiter entwickeln. Die Kapsel ist für sie ein Gefängnis, aus welchem 
sie nur frei werden, wenn sie mit dem Fleische, in dem sie liegen, 
in den Magen des Essers gelangen. 
Eine Trichinenmutter bringt gegen 100 lebendige Junge zur 
Welt, und hinter diesen Jungen erzeugt sie immer noch neue Eier. 
Rechnen wir auch nur 200 Junge auf eine Trichinen mutter, so ge¬ 
nügen 5000 solcher Mütter, um, eine Million Junge für die Ein¬ 
wanderung zu liefern, und so viele Muttertiere können in wenigen 
Bissen Fleisch enthalten sein, wenn auch noch kein sehr hoher Grad 
von Anfüllung desselben vorhanden ist. 
Je mehr lebende Trichinen genossen werden, und je länger sie 
im Darme verweilen, um so mehr Junge werden geliefert, und um 
so höher steigt die Gefahr. 
Die Erscheinungen der Trichinenkrankheiten stellen sich sehr 
verschieden dar. Gewöhnlich sind es ruhrartige Zufälle, dann 
Schwäche, Mattigkeit wie bei Gicht; ferner tritt Fieber ein wie 
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Deutsches Lesebuch Oberstufe. 3. Auflage.
	        
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