IX
heereà und zerstörende Dummheit befinde-t) mehr Ver¬
lust, als in der blutigsten Schlacht.
Gott! dachte ich, muß denn daS so seyn? Kann
der Landmann, diese eigentliche Stärke deS Staatökor»
pers — nicht auch verhaltnißmäßig gebildet und zu allem
guten Werk geschickt gemacht werden? Wie viel tüchtige
Menschen hätte ich z. B. in diesen Jahren nicht meinem
Vaterlande gerettet, die jetzt ein Raub ihrer entsetzlichen
Stupidität geworden sind! Ja! ich will die Maus seyn.
Gott helfe mir!
Und nun schrieb ich gleich denselben Morgen die Ti¬
tel der 13 Kapitel, woraus mein Schulbuch für die Leh¬
rer der Landleute bestehen sollte, nieder, und zwar auf die
andere Seite des Blattes, worauf der Löwe, das Netz und
die Maus stand.
Zu Mittage zeigte ich den Plan meinem neuen ver¬
ständigen Prediger, Herrn Stephan Rudolph, der
erst ein Jahr im Amte stand. Er billigte ihn, und rieth
mir, des Theologischen wegen, so darin vorkäme, mit
Herrn Ober-Consistorialrath Teller in Berlin zu cor-
respvndiren. Dieser nannte meine Arbeit gemeinnützig .
und unterstützte mich mit gutem Rathe. Eo wurde denn
daS erste meiner literarischen Producte fertig, daß eö schon
Ostern 1772 unter dem Titel:
„Versuch eines Schulbuchs der Kinder für Landleute,
oder Unterricht für Lehrer in niedern Landschulen.
Berlin bei Fr. Nicolai"
erschien.
Die Verbesserung des Innern und Aeußern der
Reckanschen so wie der übrigen Schulen selbst, und
wie sehr ihm der treffliche Lehrer Heinr. Jul. Bruns,
aus dem halberstädtschcn Dorfe RohrSheim, bei die¬
sem guten Werke half, und wie Rochow ihn und sich
gemeinschaftlich mit ihm zu ihrem großen Zwecke bildete,
wird man mit Vergnügen bort selbst umständlicher le¬
sen. Genug, ein solcher Mann, wie der unvergeßliche
Bruns, vereint niit dem gleichfalls für die gute Sache
wohlgesinnten und eifrigen Prediger Herrn Stephan
Rudolph, mußte cS seyn, wenn so etwas zu Stande
kommen sollte. Gewiß durften sich Ober - Consistorial-
und Schulräthe nicht schämen, von diesem Dorfcantvr
noch zu lernen, und er war deS Denkmals so ganz