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der Wahl der Worte. Also brachten seine sonst so
guten Lehren wenig Frucht, sondern ihm nur Ver¬
druss. Einst klagte er an Wilhelm, wie es ihm in
diesem Stücke ginge\ und dieser belehrte ihn durch
folgendes Gleichniss:
,,Lieber Anton! es ist mit guten Lehren, wie
„mit gutem Saamen. Ein kluger Säemann wirft
„diesen nicht bloss nur hin, sondern er bereitet
,,zuvor sein Land, und giebt Acht, ob es auch in
„dem Stande sich befinde, mit Vortheil besäet zu
„werden. Denn wenn dieses nicht ist, so mag der
„Saarae noch so köstlich seyn, er wird wenig
„Frucht bringen. Und deswegen schickt sich zum
„Säemann nicht ein Jeder im Dorfe. So auch,
„wann man andere helehren oder bessern will. —
„Es gehört viel Klugheit dazu, die Gelegenheit und
„Umstände wohl zu prüfen und zu nützen. Wer da«,
„zu keine Gaben hat, der lasse es lieber bei seiner
„eigenen Besserung bewenden.”
Spr. 23, 9. Jac. 3, i,
156. Die Wieder-Erstattung.
Ein Mensch, der durch falsche Rechnungen seinen Herrn
um vieles Geld betrogen hatte, verfiel in eine schmerz,
liche und gefährliche Krankheit. Da wachte sein Gewis-
sen in den langen schlaflosen Nachten auf. Er wußte
vor Angst nicht zu bleiben. Endlich ließ er den Predi¬
ger rufen, und bekannte ihm, was er gethan hatte.
Der Prediger sagte ihm, daß er nicht eher Trost erlan¬
gen könnte, bis er sein gethanes Unrecht, so viel an
ihm wär?, wieder gut gemacht, und das gestohlne Gut
seinem Herrn wiedergegeben hätte. „Wenn ich das
„thue," sagte der Kranke, „so werde ich zu Schanden
„vor aller Welt, und meine unschuldige Frau und Kin-
„der müssen betteln." „Wer Unrecht thut, dem gebührt
„Schande," antwortete der Prediger, „und wenn eins
„seyn muß, so ist es besser, hier zu Schanden werden,
„als dort. Thut wenigstens jetzt eure Psticht, da ihr
„fi'e nicht eher thatet ; gebt ein gutes Beispiel, und über¬
lasset cs dann Gott, die Eurigen zu versorgen." Der
Kranke war dieser Ermahnung gehorsam, und der Pre-