Full text: Der neue Kinderfreund

Xlll — 
Ein fester, unerschütterlicher Glaube an Gott, an die 
göttliche Vorsehung, an die Unsterblichkeit und die Vor- 
trcfflichkeit der christlichen Religion zeichneten ihn aus — 
daher war die Unterhaltung mit ihm oft wahrhaft er¬ 
baulich und viele gingen von ihm zum Guten erweckt und 
gestärkt. Mit der Bibel war er so vertraut, daß er ln 
dieser Hinsicht vielen würdigen Geistlichen nichts nachgab; 
er wußte fast jeden Spruch und verstand eö trefflich, diese 
Sprüche schicklich anzuwenden. 
Er selbst war auch Meister in der Ausübung der Lehr- 
kunsi; die seltene Gabe, sich zu Kindern herab zu stimmen, 
sie zum Sprechen zu vermögen, ihre Begriffe zu entwik- 
keln, und in sokratlscher Weise ihre Gedanken durch Fra¬ 
gen ihnen zum Bewußtseyn zu bringen, besaß er im ho¬ 
hen Grade. Auch hingen die Kinder mit Liebe und Ver¬ 
trauen an ihm. 
Dem Könige und dem Königlichen Hause, so wie der 
Verfassung des Lande-, war er mit der herzlichsten An¬ 
hänglichkeit zugethan, und die Ueberzeugung von der 
Wohlthätigkeit unserer Landesverfassung war bei ihm so 
innig, daß keiner, ohne von dem achten Patriotismus 
NochvwS mit erwärmt zu werden, in seiner Nähe ' 
seyn konnte. £>! wie war sein Herz stets so voll Liebe und 
Ergebenheit, wie sein Mund voll guter Wünsche für sei¬ 
nen König, für seine verehrte Königinn und für Ihres 
Hauses Wohl. Andern Freude zu machen, das war ihm 
so ganz eigen, daß es beinahe Bedürfniß bei ihm gewor¬ 
den war. Man durfte nur, selbst ohne den Gedanken 
zu haben, etwas von ihm zu verlangen, eines Armen, 
eines Unglücklichen erwähnen — ohne weitere Absicht, 
Hülfe zu wünschen, und hatte vielleicht solcher gelegent¬ 
lichen Erwähnung schon wieder vergessen — und er drückte 
einem beim Abschiede ein Geldstück in die Hand mit 
den Worten: Sie erwähnten da vorhin rc. — Hier! 
nur keinen Dank, und daß es der Empfänger nicht er¬ 
fährt, woher? — 
So gab er einst für einen aus dem Zuchthause Entlas¬ 
senen einen Friedrichsd'or mit der Aeußerung: Der hat eS 
wohl nöthig und bessert sich vielleicht, wenn er nicht gleich 
wieder betteln darf — nur erfahre er nicht, woher e» 
kommt.
	        
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