Full text: [Teil 1 u. 2] (Teil 1 u. 2)

257 
kraft; seine hervorragendsten Eigenschaften waren Gleichgültigkeit und Trägheit. 
Er war von den Jesuiten erzogen worden und überließ die Regierungsgeschäfte 
seinen jesuitischen Räten. So kam es, daß unter ihm die Gegenreformation 
begann; denn der Jesuitenorden sah in der Unterdrückung der religiösen 
Freiheit und in der Vernichtung des Protestantismus seinen hauptsächlichsten 
Zweck. Die einzelnen Vorgänge dieser Bewegung nennt man die Vorspiele 
zum Dreißigjährigen Kriege. 
2. Der Kölner Kirchenstreit. 
Der Erzbischof und Kurfürst Gebhard von Köln hotte sich mit einer 
Gräfin von Mansfeld verheiratet und war selbst Protestant geworden. Natürlich 
wollte er seine Stellung und seine Einkünfte nicht verlieren; er trachtete deshalb 
danach, sein geistliches Kurfürstentum in ein weltliches umzuwandeln. Sofort 
aber griffen der Papst und die katholischen Fürsten ein. Der Papst belegte 
Gebhard mit dem Banne, und die Fürsten sandten ein Heer in das Kurfürsten- 
tum, das den Kurfürsten aus seinem Lande vertrieb. Die rechtliche Grundlage 
ihres Handelns sahen sie in dem geistlichen Vorbehalt. Die Evangelischen unter- 
sttltzten den Kurfürsten nicht; er mußte fliehen, und an seine Stelle trat der katho- 
lische Prinz Ernst von Bayern. Er machte der Reformation in Köln, Münster 
Hildesheim und Aachen bald ein Ende. ' 
3. Die gewaltsame Katholisierung Steiermarks. 
^n Steiermark, das ungefähr von 90 Prozent Protestanten bewohnt wurde, 
herrschte der Erzherzog Ferdinand, der, wie Rudolf II., von den 
^esmten erzogen war. Er machte das Wort zur Wahrheit: „Besser eine Wüste 
als em Land voll Ketzer." Auf seinen Befehl wurden die evangelischen Schulen 
und Kirchen geschlossen und niedergerissen; er ließ die Bibeln verbrennen und die 
Untertanen mit Gewalt in katholische Gotteshäuser treiben. Wer sich weigerte 
bekam Dragoner ins Hans, die er unterhalten und verpflegen mußte, oder er 
wurde mit Hunden aus dem Lande gehetzt. Das geschah im Jahre 1598. 
4. Die rechtswidrige Behandlung der Reichsstadt Donauwörth. 
Die Reichsstadt Donauwörth war protestantisch; trotzdem hatte sich darin 
noch em Kloster erhalten, dessen Mönche öfters Umzüge veranstalteten. Der Rat 
, bre50t bie Prozessionen, um Streitigkeiten zwischen den Katholiken 
und Evangelischen aus dem Wege zu gehen. Dennoch unternahmen die Mönche 
abermals eine Prozession, bei der sie von der aufgeregten Volksmasse mit Steinen 
beworfen und mißhandelt wurden. Der Magistrat bestrafte sofort die Schuldigen 
und richtete an den Kaiser ein Entschuldigungsschreiben. Dennoch erklärte dieser 
die Stadt m die Reichsacht und übertrug die Bestrafung dem Herzog Maxi- 
a 9 e t n, ber' wie sein Jugendgenosse Ferdinand von Steier- 
mark, als ^esmtenschüler darauf brannte, dem Protestantismus einen Schlag zu 
Donat, Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen I. «. II. 17
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.