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48. Der Heuchler oder Augendiener.
^laus diente bei einem Herrn, der andere Geschäfte
hakte, und der nur zuweilen, und nicht alle Stunden,
nach seinen Leuten sehen konnte. Diese Stunden merkte
sich Klaus. Wann er nun wußte, daß sein Herr kom¬
men würde, dann arbeitete er, als wenn er sich todt
arbeiten wollte. War der Herr weggegangen, so ließ
er die Arbeit liegen, und that unnütze Dinge. In der
Kirche stellte er sich fromm an, seufzte und weinte. Aber
heimlich übte er die liederlichsten Streiche aus. Sein
Herr hielt ihn lange für einen treuen Diener, denn
Klaus sprach oft mir ihm darüber, daß es Unrecht sey,
faul und untreu zu seyn, und klagte über die andern,
wie viel er wegen seiner Treue von ihnen leiden müßte.
Einst aber betraf ihn sein Herr unversehens über einen
wichtigen Diebstahl, und als er gefangen gesetzt wurde,
da kamen alle bösen Streiche an den Tag. Er ward
doppelt gestraft.
Ein Heuchler ist der schändlichste Bösewicht; denn
er will nicht allein Menschen, sondern auch Gott betrü¬
gen. Aber irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten.
49. Die gute Gewohnheit.
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Christians Hause war die Gewohnheit, baß des
Sonntags Abends Christian seine Kinder und seit» Ge¬
sinde versammelte und sie fragte, was sie aus der Pre¬
digt behalten hatten. Wer dann am meisten wußte,
den ehrte Christian vorzüglich, und sprach mit ihm über
das, was er wußte. Auch war das Gesinde, welches
bei Christian gedient hatte, Zeit seines Lebens zu ken¬
nen; denn es hatte dort etwas Gutes gelernt..
Wie viel Böses geschieht am Sonntage l Und nur
der feiert den Sonntag recht, der am Sonntage viel
Gutes thut.
50. Das Leckermaul.
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^acob war von seinen Aeltern verzärtelt worden. Er
aß dies und jenes nicht. Er tadelte das Essen und stif¬
tete dadurch viel Böses unter seinem Mitgesinde, so