E
11. Abendstille.
L. Die Schwalbe schwingt zum Abendliede
sich auf ein Stänglein unterm Dach.
Im Feld und in der Stadt ist Friede,
Fried' ist im Haus und in Gemach.
2. Ein Schimmer fällt vom Abendrote
leis' in die stille Straß' herein,
und vorm Entschlafen sagt der Bote,
es werd' ein schöner Morgen sein.
Rückert.
12. Gute Nacht!
1. Du bist nun müd', es ist schon spät,
du mußt zur Ruh' dich legen;
doch, Kindlein, eh' zu Bett es geht,
sprich noch den Abendsegen.
An ihn, der treulich für dich wacht,
sei früh und spät zuerst gedacht!
Dann: gute Nacht! dann: gute Nacht!
2. Jed' Vöglein singet, eh' es ruht,
noch einmal seine Weise;
und glaube nur, das Vöglein thut
es auch zu Gottes Preise.
Jed' Blümlein zeigt in seiner Pracht
sich einmal noch, entschläft dann sacht.
Dann: gute Nacht! dann: gute Nacht!
Löwenstein.
13. Abendgebet.
1. Die Sonne hat uns gute Nacht gegeben,
die Schafe ziehen heim ins stille Haus.
Kein Vogel mag den Flügel mehr erheben,
sie schlafen alle, und ihr Lied ist aus.
Nun leg auch ich mich hin zur Ruh'
und schließ' die müden Augen zu.
2. Ich bin noch schwach, ich bin noch klein,
du, guter Gott, wirst bei mir sein.
Dann fürcht' ich nicht die finstre Zeit,
ich weiß, mir widerfährt kein Leid.
Dann träum' ich, was auch kommen mag,
von einem schönen goldnen Tag.
ull.
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14. Rũtsel.
Ich armer Sklave erleide harte Strafe und komme nie zum
Schlafe. Den Pferden gleich im Brunnenhaus geh' ich ringsum
jahrein, jahraus; und fang' ich auch zu schlummern an, kommt ein