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irienheiten der Addern. Einer trage des Andern Schwach-
keilen mit Geduld und Langmuth, so wird daS Gebot
Christi erfüllet rc. Kurz, alles diese- that und dachte
KlauS nicht. Er fuhr die Leute hart an, wollte alles
deffrr wissen, und widersprach jedermann. Mit seiner
Frau zankte er beständig, seine Dienstboten mußten meh-
renthcils nackt und bloß von ihm laufen, und kein ein¬
ziger Mensch mochte sein Freund seyn; aber cs war auch
nichts als Fluch und Unsegen in seinem Hause. Seine
Frau hatte sich krank geärgert und gegränit; elende, sie¬
che Kinder hatte sie geboren, die das Bild des Verdrus¬
ses, der beständig im Hause war, auf ihrem Gesichte
trugen. Sehr oft ward Klaus bestohlen oder hatte Pro¬
cesse, die ihm viel kosteten, weil er meistentheils Un¬
recht hatte. Er kam auf keinen grünen Zweig, und hin¬
terließ seinen Kindern ein sehr geringes Erbgut.
Sey freundlich und gefällig gegen jederniann.
Liebe, so wirst du auch geliebt werden.
Sir. 4, 35.
98. Der große Zank aus kleinen Ursachen.
Tagelohncrfamilien wohnten beisammen in einer
großen Stube, weil der Leute viel/ und des Platzes we¬
nig war.
Aus Unachtsamkeit hatte die Frau des einen den
Schemel der andern, der dem ihrigen ganz ähnlich war,
genommen, um sich dessen bei d.-ui Spinnen zu bedie¬
nen. Bald darauf kam die Eigenthünrcrinn dcS Schemels
in die Stube, gewahrte den Irrthum, und nun schalt sic
jene Frau sofort für eine Diebinn und schlechte Person.
Jene verantwortete sich endlich, und so hätten sie sich
bald gar geschlagen, wenn nicht ihre verständigen Män¬
ner dazu gekommen waren, und durch Vorstellungen
dem Zanke ein Ende gemacht hatten. Gal. 6, 1.
99. Der Todtschluger.
Ein Knabe ward von einem andern unversehendö im
Spiel mit dem Ball am Auge beschädigt. Ein Ver¬
wandter dieses Beschädigten gcrieth darüber in den hef-