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breitete er sich nach Schwaben, Bayern und Franken. Die schwäbischen Bauern
stellten die zwölf Artikel auf, in die sie ihre Wünsche zusammenfaßten.
Sie verlangten freie Wahl des Pfarrers durch die Gemeinde, Abschaffung der
Dienste und der Abgaben, Aufhebung der Leibeigenschaft, dos Jagd- und das
Fischrecht, Beseitigung der Rechtswillkür und des Todesfalles, wonach beim Tode
des Familienvaters das Erbe teilweis dem Herrn zufiel. Mit den Artikeln wandten
sich die Bauern an Luther, der auch die Machthaber aufforderte, die berechtigten
Klagen der armen Landbewohner anzuerkennen und Abhilfe zu schaffen. Da kernt
plötzlich der Geist der wilden Empörung in die Bauernhorden; sie bewaffneten
sich, zerstörten Kirchen, Klöster, Burgen und Schlösser und ermordeten Geistliche,
Mönche und Edelleute. So trieben sie den Grafen von Helfenstein durch ihre
Spieße, während ein früherer Diener des Grafen auf der Pfeife spielte. Auch
in Thüringen erhoben sich die Bauern; ihr Aufwiegler war der frühere Prediger
Thomas Münzet. Sie trieben es noch ärger als ihre Genossen in Süd-
deutschland. Luther wagte sich unter sie, um sie mit gütigen Worten zu besänftigen.
Aber sein Tun war erfolglos; er kam kaum mit dem Leben davon. Da schied
Luther seine Sache von der der aufrührerischen Bauern und forderte die Fürsten
auf, die räuberischen Horden mit dem Schwerte in der Faust zur Ruhe zu bringen.
Nun ermannten sich die Herren; bei Frankenhausen am Kyffhäuser
kam es im Jahre 1525 zur Schlacht. Als die Bauernhaufen das geordnete Heer
der Fürsten anrücken sahen, wurden sie zaghaft. Münzer suchte ihnen dadurch
Mut einzuflößen, daß er prahlte, er wolle alle Kugeln mit seinem Mantel auf-
fangen. Aber er war einer der Ersten, die das blutige Schlachtfeld verließen.
Die Bauern wurden gänzlich geschlagen; Münzer wurde gefangen genommen
und hingerichtet. In demselben Jahre erlagen auch in Süddeutschland die Bauern-
Abb. 95. Aus dem Bauernkriege,
(Originalzeichnung von A. Wilke.)