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schlechter; sein Vater hatte die Athener bei Mykale befehligt. In
der Volksversammlung sprach er nur selten, aber immer klar;
niemals bestieg er die Rednerbühne, ohne im stillen die Götter
zu bitten, daß kein unpassendes Wort ihm entschlüpfe. Nie hatte
ein Redner das Volk beherrscht wie er; alle kannten seine Vaterlands-
liebe und seine Uneigennützigst. Im rechten Augenblick gab er
mit vollen Händen; aber er vermied unnötige Ausgaben und ließ
sein Vermögen durch einen treuen Sklaven sorgsam verwalten. Er
hinterließ nicht mehr, als er von seinem Vater geerbt hatte.
3. In langem Frieden gedieh Handel und Gewerbe. Jeder fand
lohnende Arbeit.
4. Die Stadt füllte sich mit Anlagen und Prachtbauten. Die
zerstörten Tempel und öffentlichen Gebäude ließ Perikles schöner und
größer wieder ausrichten. Sein Freund, der Bildhauer und Baumeister
PHeidias (Phidias), leitete die Arbeiten. Der Stadtgöttin Athena
baute man auf der Akropolis den herrlichsten aller Tempel, den
Parthenon; im Innenraum erhob sich Phidias' Meisterwerk, ein
Standbild der Göttin: Gesicht, Arme und Hände von Elfenbein, das
Gewand von Gold, über zwei Millionen Mark an Wert. Ein
ehernes Athenabild des Meisters ragte neben dem Tempel empor;
seine Lanzenspitze funkelte den Schiffern weithin entgegen als Wahr-
zeichen Athens.
2. Der Ausbruch des Krieges.
1. Neben Athen war Korinth die reichste Handelsstadt Griechen-
lands. Auf dem Isthmus zwischen dem Korinthischen und dem Sa-
ronischen Meerbusen gelegen, besaß es an jedem einen geräumigen
Hafen und zahlreiche Kolonien am Ägäischen wie am Ionischen Meere.
Nur die bedeutendste, Korkyra, stand ihr feindselig gegenüber.
Zwischen Mutter- und Tochterstadt brach ein Krieg aus, und
Athen leistete Korkyra Beistand. Korinth rief Sparta zu Hilfe, und
der Krieg zwischen Sparta und Athen entbrannte. 431
2. Selbst in dieser entscheidenden Zeit suchten die Gegner Perikles
wehe zu tun. Sie beschuldigten seinen Freund Phidias der Gottlosig-
keit, und der größte Künstler Griechenlands starb im Gefängnis aus
Gram. Nun erhoben sie Klage gegen Perikles' Gemahlin Aspasia.
Perikles erstritt durch eine rührende Verteidigung ein freisprechendes
Urteil.
Keller, Geschichte. Teil I.
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