106 Zweiter Haupttheil.
Am 7ten Juni zogen die Verbündeten zum zweiten Male in
Paris ein. Der zweite Friede (20. Nov.) war härter für Frank¬
reich. Es wurde auf die Grenzen zurückgebracht, welche cS im
Jahre 1790 gehabt hatte; mit Ausschluß der vier Festungen Phi-
lippeville, Marienburg, Saarlouis und Landau, welche letztere Preu¬
ßen erhielt. Ucberdies mußte es als Kriegssteuer 700 Millionen
Franken bezahlen, noch 5 Jahre eine Besatzungsarmee von 150,000
Mann erhalten und alle von Napoleon geraubte Kunstdenkmäler
zurückgeben. Noch während ihrer Anwesenheit zu Paris schlossen
die Kaiser von Rußland und Oesterreich und der König von Preu»
ßen persönlich (26. September 1815) den heiligen Bund, welchem,
auf ihre Einladung, alle deutsche Bundesstaaten, die Schweiz und
die meisten europäischen Mächte beitraten. — Nach der Bestim¬
mung des Wiener Eongresses erhielt der König von Preußen einen
Theil von Südpreußen (Großherzogthum Posen), beinahe die Hälfte
des Königreichs Sachsen (Herzogthum Sachsen), Schwedisch-Pom-
mern und Rügen (von Dänemark gegen Lauenburg eingetauscht),
Kleve, Berg, Arremberg und einige Theile von Westphalen; end¬
lich den größten Theil des linken Rheinufers bis an die Saar.
Auch das Fürstenthum Neufchatel und Valengin siel wieder an
Preußen zurück.
So war denn der Friede wieder hergestellt. Groß sind die
Segnungen desselben, namentlich für Preußen, das sich der Regie¬
rung eines wahrhaft väterlich gesinnten Königs erfreut, der sein
Volk glücklich zu machen stets besorgt ist. Wer ihn sein nennen
darf, ist stolz, ein Preuße zu sein und stimmt gewiß ein in den herz¬
lichen Wunsch: »Möge der König der Könige diesen vielgeliebten
Vater noch recht lange in ungeschwächter Kraft erhalten und segnen
sein Haus und sein Volk!« —
Quedlinburg, gedruckt bei ®. Lass».