Die Kraniche des Ibykus. 161 
So schreiten keine ird'schen Weiber, 18. So singend tanzen sie den 
die zeugete kein sterblich Haus! Reigen, 
Es steigt das Riesenmaß der Leiber und Stille, wie des Todes Schweigen, 
hoch über menschliches hinaus. liegt überm ganzen Hause schwer, 
als ob die Gottheit nahe wär'. 
14. Ein schwarzer Nante snlugt nd feierlch noch alter Site 
— 
sie schwingen in entfleischten Händen ummwandelnd des Theaters * und⸗ 
der Fackel düsterrote Glut, mi langsam abgemeßnem Schritte 
in ihren Wangen fueßt kein Blut; verschwinden sie im Hintergrund. 
und wo die Haare lieblich flattern, 19. Und zwischen Trug und Wahr⸗ 
um Menschenstirnen freundlich wehn, heit schwebet 
da sieht man Schlangen hier und noch zweifelnd jede Brust und bebet 
Nattern und huldiget der furchtbar'n Macht, 
die giftgeschwollnen Bäuche blähn. die richtend im Verborgnen wacht, 
„„ die unerforschlich, unergründet 
6 Nnd ihunel Mren im des Schicksals dunkeln Knäuel flicht, 
4 dem tiefen Herzen sich verkündet, 
beginnen sie des Hymnus Weise, 
der durch das Herz zerreißend dringt, doch sliehet vor dem Sonnenlicht — 
die Bande um den Sünder schlingt. 20. da hört man auf den höchsten 
Besinnungraubend, herzbetörend Stufen 
schallt der Erinnyen Gesang; auf einmal eine Stimme rufen: 
er schallt, des Hörers Mark ver- „Sieh da, sieh da, Timotheus, 
zehrend, die Kraniche des Ibykus!“ — 
und duldet nicht der Leier Klang: Und finster plötzlich wird der Himmel, 
nd über dem Theater hin 
16. „Wohl dem, der frei von 2* 
Schul und gehle sieht man in schwärzlichem Ge—⸗ 
bewahrt die liudlich reine Seclei in Ktanichheer ec 
Ihm dürfen wir nicht rächend nahn, uberzienn. 
er wandelt frei des Lebens Bahn. 21. „Des Ibykus!“ Der teure 
Doch wehe, wehe, wer verstohlen Name 
des Mordes schwere Tat vollbracht! rührt jede Brust mit neuem Grame, 
wir heften uns an seine Sohlen, und wie im Meere Well' auf Well', 
das furchtbare Geschlecht der Nacht. so läuft's von Mund' zu Munde 
schnell: 
17. Und glaubt e zu Des Ibylus, den wir beweinen, 
den eine Mörderhand erschlug! 
geflügelt sind wir da, die Schlingen Was isrs mu dem? was kann er 
ihm werfend um den flücht'gen Fuß, Reen? 
daß er zu Boden fallen muß. isrs mit di huua?⸗ 
n hn hn crnatten, was ist's mit diesem Kranichzug? 
versöhnen kann uns keine Reu', 22. Und lauter immer wird die 
ihn fort und fort bis zu den Schatten Frage, 
und geben ihn auch dort nicht frei.“ und ahnend fliegt's mit Blitzesschlage 
Gedichtsammlung. 
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