Full text: Deutscher Jugendfreund

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V. Aus der vaterländischen 
später, da die begeisterten Rufe nicht aufhören, treten einige Schutzleute 
unter die Versammelten: der König lasse bitten, nach Hause zu gehen; er 
habe diese Nacht noch viel zu arbeiten. „Der König will Ruhe! Nach Hause, 
nach Hause!“ erschallt es durch die Menge, und in wenig Augenblicken ist 
der ganze Platz geleert. 
Noch spät in die Nacht hinein brannte die Lampe in dem königlichen 
Arbeitszimmer. Nach dem Daheim. 
200. (V. 24. Der neunzehnte Juli 1870. 
1. Zu Oharlottenburg im Garten in den düstern Ficehtenhain 
ornst und mit gesenktem Haupte tritt der greise König ein. 
2. Und er steht in der Kapello — seine Soele ist voll Schmerz — 
drin zu seiner Eltern Füsson liegt des frommen Bruders Herz. 
3. An des Vaters Sarkophage lehnet König Wilhelm mild, 
und sein feuchtes Auge ruhet auf dor Mutter Narmorbild. 
4. „Heute war's vor sechzig Jahren,“ leiso seine Lippe sprieht, 
„als ieh sah zum letzten Male meiner Mutter Angesieht. 
5. Heute war's vor sechzig Jahren, als ihr deutsches Herze brach 
um den Hohn des bösen FPeindes, um des Vaterlandes Schmach. 
6. Jene Sohmach hast du gerochen längst, mein tapfrer Vater, du; 
aber Frankreieh wirft aufs neus heute uns den Handschuheau! 
. Wieder sitet ein Bonaparte ränkevoll auf Prankreiens Thron, 
und zum Kampfe zwingt uns heute wieder ein Napoleon. 
8. Tret' ich denn zum neuen Kampfe wider alte Peinde ein, 
dann soll's mit dem alten Zeichen, mit dem Kreuz von LEisen gein. 
9. Der Erlösung heilig Zeichen leuehte vor im heil'gen Rrieg, 
und der alto Gott im Himmel schenk' dem alten König Siegl 
10. Blicke segnend, Mutterauge; Vater, sieh, dein Sohn ist hier; 
und aueh du, verklärter Bruder, heute ist dein Herz bei mir!“ 
11. Leise weht es dureh die Halle. — Kõnig Wilhelm hebt die Hand; 
all die goldnen Sprüche funkeln siegverheissond von der Wand. 
12. Zu Oharlottonburg im Garten aus dem düstern Fiohtonhain 
tritt dor König hooh und mäehtig, um sein Antlitz Sonnenschein. 
201. Königsworte bei Frankreichs Kriegserklärung 
an Preußen. 
„Ich bin gezwungen, infolge eines willkürlichen Angriffs das Schwert 
zu ziehen, um denselben mit aller Deutschland zu Gebote stehenden Macht 
abzuwehren. Es ist mir eine große Beruhigung vor Gott und den Menschen, 
daß ich dazu in keiner Weise Veranlassung gegeben habe. Ich bin reinen 
Gewissens über den Ursprung dieses Krieges und der Gerechtigkeit unserer
	        
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