Full text: Die Neuzeit (Teil 3 = Unter- und Oberprima)

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Dänemark und Schweden konnten ihnen die Ostsee nicht verschließen, 
da ihr Handel und Industrie noch zu wenig entwickelt, und die 
Einkünfte ans den Seezöllen für ersteres, aus dem Sundzolle für 
letzteres von großer Bedeutung waren. Die deutschen Stände be¬ 
saßen keine Kriegsflotte (ebenso wenig wie Polen), aber der Besitz 
der Seehäfen Pillau und Memel und das Lehnsverhältnis zu Polen 
mußte auch Brandenburg-Preußen in den Krieg mithineinziehn. 
Dnrch ein Bündnis mit den Niederlanden suchte sich der Große 
Kurfürst zu sichern. 
Die Schweden fanden bei ihrem Einmarsch in Großpolen 
keinen Widerstand; überall unterwarf sich ihnen der Adel. Unge¬ 
hindert konnte Karl Gnstav Warschau und nach Zersprengung 
der schwachen polnischen Streitkräfte auch Krakau besetzen. Dann 
eroberte er Westpreußen (bis auf Danzig) ungeachtet des von den 
Ständen mit dem Großen Kurfürsten abgeschlossenen Vertrages und 
Mang auch diesen trotz seiner starken Rüstungen, im Vertrage 
von Königsberg (Jan. 1656) die schwedische Sonveränetät 
statt der polnischen anzuerkennen. Aber eine allgemeine Erhebung 
in Polen nötigte den Schwedenkönig zu dem Marienburger 
B ündnis (Juni 1656) mit dem Großen Kurfürsten, dnrch welches 
■9 er ihm einen großen Teil feiner Eroberungen in Polen zu sou¬ 
veränem Besitze abtrat. Die Verbündeten siegten in der 3tägigen 
Schlacht bei Warschau (28.—30. Juli) über die viermal so 
starken Polen uud ihre tatarischen Bundesgenossen. Da jedoch 
trotzdem die Polen weiter vordrangen und die Russen in die Ostsee¬ 
provinzen einfielen, mußte Karl Gustav im Vertrage zu 
Labiau (Nov. 1656) dem Großen Kurfürsten die Sonveränetät 
in Preußen zugestehn. Als aber Dänemark an Schweden den 
Krieg erklärte, Österreich sich mit Polen verband (Mai 1657) 
und Karl Gustav sich gegeu Dänemark wandte, welches sich noch 
im Besitz der Südküste von Schweden befand, trat der Kurfürst 
'durch den unter Vermittelung des österreichischen Gesandten Lisola 
abgeschlossenen Vertrag zu Wehlau (Sept. 1657) gegen An¬ 
erkennung der preußischen Sonveränetät und Abtretung der pommer- 
schen Ämter Bütow und Lauenburg aus die Seite Polens; die 
ihm als Ersatz für das zurückgegebene Ermeland versprochene Stadt 
Elbing konnte Preußen erst 1698 besetzen.
	        
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