— 79 —
sorgung des armen Volkes durch Anlegung neuer Kolonien. Auch
gegen diese und ähnliche Anträge richteten die Vornehmen einen
erbitterten Widerstand. In einem wütenden Aufruhr, den sie er-
regten, fanden Tausende der Anhänger des Gracchus den Tod. Er
selbst mußte flüchten; als der Verfolgte keine Rettung mehr -«p-i
sah, ließ er sich von einem Sklaven töten. Seine Leiche wurde
in den Tiber geworfen. —
Kornelia ertrug standhaft das entsetzliche Schicksal ihrer Söhne.
Kein Wort der Klage kam über ihre Lippen. In ihrem Landhause
am Golfe von Neapel verbrachte sie die letzten Lebensjahre, und viele
Fremde kamen, um die berühmte Frau kennen zu lernen. Das Volk
bewies ihr große Verehrung; als sie gestorben war, setzte man ihr ein
bronzenes Denkmal mit der neuerdings wieder aufgefundenen
Unterschrift in Stein: „Kornelia, die Tochter des Afrikanus, die Mutter
der Gracchen."
Marius und Sulla.
Kämpfe zwischen der Vo lks Partei unter Marius und der Adelst
partei unter Sulla um die Macht in Rom.
§ 128. Ein „Emporkömmling". Nach dem Tode des jüngeren
Gracchus ging die Führung der Volkspartei an Marius über.
Er war in einem Dorfe der Landschaft Latium als Sohn eines
Bauern geboren. Bildung hatte er sich nicht erworben. Mittellos
war der Jüngling nach Rom gekommen und gemeiner Soldat ge-
worden. Der rauhe Mensch besaß eine unverwüstliche Kraft; mit
Leichtigkeit ertrug er Hunger und Durst, Hitze und Kälte und alle
Anstrengungen des Kriegerlebens. An Tapferkeit und Kühnheit
tat es ihm niemand von seinen Kameraden gleich. So stieg er rasch
von Stufe zu Stufe, und ein heißes Verlangen nach Macht erfüllte
den Emporkömmling.
Zum Konsul gewählt, gewann Marius im Kampfe gegen einen
verwegenen Afrikanerhäuptling, namens Jugürtha, hohen Ruhm.
Dieser hatte sich durch Bestechung römischer Feldherren und Sena-
toren lange gehalten. Marius schlug ihn und seinen Anhang im
heutigen Marokko; gefangen mußte der Häuptling zu Rom in Ketten
vor dem Siegeswagen des Marius einhergehen und wurde dann im
Staatskerker erdrosselt, 106.
§ 129. Der Cimbern- und Teutonenkrieg. Inzwischen war
ein wildes Volk, das auf zahllosen, von Rindern gezogenen Karren
Weiber und Kinder und Habe mit sich führte, über die Grenzen des
Reiches hereingebrochen. Es waren die C i m b e r n und die T e u -
tonen, germanische Jäger- und Hirtenstämme, die sich neue Wohn¬
sitze suchten. Zwei römische Heere wurden östlich und westlich der