Vierter Zeitraum. 
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führt werden. Octavian hielt sich selbst an der Spitze 
von 44 Legionen nicht völlig sicher, obgleich diese Legionen 
zum Theile als Veteranen aus Casars Zeiten dessen Familie 
unbedingt ergeben waren, weil sie nur von dieser Belohnung 
erwarten konnten. Es sehnte sich aber, nach dem Sturme 
der wiederhohlten Bürgerkriege, alles im römischen Reiche 
nach R u h e u n d nach S i ch e r h e i t d e s E i g e n t h u m s, 
und jeder römische Bürger, den Senat ausgenommen, mußte 
gewinnen, wenn Octavian, nach den langen blutigen 
Kämpfen der Partheien, endlich dem erschöpften Staate 
den Frieden gab. Er hatte dabei die Stimmung der aus¬ 
gesaugten und zerrütteten Provinzen und des römischen Vol¬ 
kes auf seiner Seite, das sich bei Brod und össentlichen 
Spielen, für welche Octavians Freigebigkeit sorgte, befrie¬ 
digt fühlte, und nicht ohne heimliches Wohlgefallen die 
Demüthign.ig der Patricier wahrnahm. Dieselben Wünsche 
theilten aber auch alle bereicherte Römer, welche beider 
Anwendung der Grundsätze der epikurischen Philosophie 
im schwelgendsien Genusse des Lebens mehr um ihre Ver¬ 
gnügungen, als um das Oberhaupt des Staates sich be¬ 
kümmerten. 
212. 
Veränderung der Staatsverfassung unter 
Octavian. 
Die vormalige Kraft des Senats war durch die wilden 
Zerstörungen der letzten Zeiten gebrochen; viele der edelsten 
patricischen Familien waren durch Schlachten und Aechtun- 
gen vernichtet, und durch- die wechselnde Herrschaft der ver¬ 
schiedensten Partheien waren sehr ungleichartige Mitglieder 
in den Senat gekommen. Eine Reinigung und Sichtung 
(ler,tio) des Senats schien also in der That nöthig, und 
Octavian unternahm sie als Censor. Er überließ es dem 
Gewissen eines jeden, freiwillig auszutreten; zweihundert 
entschlossen sich dazu; meistens ehemalige Anhänger des An¬ 
tonius. Neue Mitglieder traten an deren Stelle, die Octa¬ 
vian mit Einkünften ausstattete. Die alten Schuldscheine
	        
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