Bukowina. Ungarn.
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schahg), d. h. Rasen, am Neusiedler-See, eine 6 Q.-M. große Strecke schwim¬
menden Rasens ist; die Sümpfe im Süden sind großentheils trocken gelegt. Im
Allgemeinen hat Ungarn eine große Fruchtbarkeit und erzeugt Alles, von den
verschiedensten Klimaten begünstigt; im Süden baut man selbst Reiß. Aber das
Land wird ungenügend genutzt; der Magyar und Romane führen asiatische Wirth-
schaft und bringen in der Regel nicht einmal die Ernte unter Dach. Von Pest
an dehnt sich zwischen Donau und Theiß die 40 Meilen lange Ebene aus, in
der nördlichen Hälfte, der Keczkemeter Haide, fast ganz ohne Wohnstätten; in den
Pußten oder von Ortschaften entfernten großen Flächen stehen nur einstöckige
Wirthshäuser, und Szallassen, d. i. die Wohnungen der Oberaufseher der
Heerden, liegen zerstreut umher. Kein Weg, kein Graben durchzieht die Fläche;
belebt wird sie von großen Pferdeheerden mit ihrem Czikosch, und von Rinder¬
und Schafheerden, deren Hirten, stets in Pelztracht, oft gefürchtete Räuber sind.
— In der 15 Q.-M. großen, sandigen und wasserarmen Debrecziner Haide neh¬
men die 3 bis 5. F. tiefen Soda-Seen mehrere Q.-M. ein; sie geben 10.000 Ctr.
Natron jährlich. Im Süden ist die Ebene fruchtbar, aber Ackerbau und Gewerbe
sind in der Kindheit: weite Strecken des besten Weizenbodens liegen unbenutzt
oder dienen als Weide. — Ungarn hat 355 Mineralquellen und einen großen
Reichthum an Metallen. — % des Bodens ist Ackerland, % ist Wald, fast U ist
unproduktiv. Korn wird weit über den Bedarf gewonnen, hauptsächlich Hafer,
dann Gerste, Roggen, Mais, Weizen (berühmtes Weizenmehl). Ruthenen, Ro-
mänen und Serben können nicht ohne Mais bestehen. Auch Hanf, Flachs und
Taback werden viel gebaut; Melonen, Arbusen und Kürbisse bedecken weithin die
Felder. Kopfkohl oder Kraut bauen die Magyaren und Slaven in unermeßlicher
Menge. Rother Pfeffer oder Paprika ist das unentbehrlichste Gewürz.
a) Distrikt diesseit der Donau.
Das nordwestliche Bergland Ungarns nebst der Tatra, mit äußerst reizenden
Thälern, zu denen namentlich das der Waag gehört; es ist fruchtbar und von
herrlichen Wäldern eingefaßt. Aehnlich sind die Thäler der Gran und Eipel; das
der Arva ist erhaben. Bergbau, Industrie und Handel mit Holz rc. veranlassen
ein reges Leben. Der SW., Syrmien, ist vom Verdnik-Gebirge und der wein¬
reichen Fruschka-Gora durchzogen. Der Franzens- oder Batscher-Kanal verbindet
Donau und Theiß im S. der Hochebene Teleczka.
Preßburg, magy. Posoni (spr. Posons), 44.000 E., a. d. Donau, in herrlicher
Umgebung mit zahlreichen Kirchen, ist eine stille Stadt. Es war lange Zeit Haupt- und
Krönungsstadt. — Neutra, 9500 E., a. d. Neutra, mit vielen Weingärten. — Trent-
schin, 3000 E., a. d. Waag. 2 Stunden davon sind die warmen Schwefel-Quellen von
Teplicz mit großartigen Marmorbassins. — Kremnitz, 8600 E., in tiefem Thale,
nördlich von Schemnitz. Es gewinnt Gold und Silber und hat die Münze und fabricirt
Vitriol, Steingut, Papier. — Schemnitz, 13.900 E., nahe am mittleren Lauf des
Gran, hat Ungarns reichste Gold - und Silberminen mit 8000 Arbeitern und einer be-
rühmten Berg- und Forst-Akademie. — Neuf ohl, 5700 E., a. d. Gran, eine freie
Bergstadt, mit Kupferhütten, Eisenwerken, gewinnt Blei und Steinkohlen und liefert
Farben, Papier, Leinwand, Rübenzucker rc.
Ofen, magyarisch Buda, 55.300 E., a. d. Donau, in weinreicher Umgebung, ist
die Hauptstadt; die Festung liegt auf hohem Berge. Sie hat ein prächtiges Schloß und
einen Park. Die Stadt gewinnt viel Wein. Beim Flecken Alt-Ofen die großartigen
Schiffswerfte der Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft, wo stets ein Dutzend Dampfboote
im Baue sind. Eine 1200 F. lange Kettenbrücke führt zum gegenüberliegenden Pest,
132.000 E., Ungarns größter, schönster und industriösester Stadt, fast ^ Stunde weit
längs des Flusses, noch vor 70 Jahren ein Nest von Hütten in Sümpfen. Es hat unge-
heure Kasernen und Depots für das ganze Land, ein National - Museum und prächtige
Magnaten-Paläste. Das Theater ist eins der größten, die es gibt, ebenso die Synagoge,
die Universität eine der reichsten. Hier ist der Versammlungsort des Reichstages. Pest
hat 4 jährliche Messen, die 20.000 Fremde besuchen, besonders Griechen, Türken, Juden
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