268
Dritter Abschnitt. Zweiter Zeitraum.
bei Pisdvria 62 mit den meisten seiner Genossen. Cicero erhielt
hierauf den ehrenvollen Beinamen „Vater des Vaterlandes".
§• 48. Miiis Cäsar uniC cfas erste Triumvirat.
Eajus Julius Cäsar, Roms größter Staatsmann, betrat in
dieser bewegten Zeit seine politische Laufbahn. Er entstammte der
alten Familie der Julier, war im Jahre 100 v. Chr. geboren, ein
Neffe des Marius und zeichnete sich schon frühzeitig durch vorzüg¬
liche Geistesanlagen, Unerschrockenheit und Thatkraft aus. Da er
seinen Vater schon im 6. Lebensjahr verlor, so wurde er von seiner
Mutter Aurelia trefflich erzogen und machte sich mit allen damals
ausgebildeten Wissenschaften bekannt. Als er herangewachsen war,
schloß er sich der Partei der Marianer an und vermählte sich mit Cor¬
nelia, der Tochter des Cinna. Nachdem Sulla siegreich in Rom ein¬
gezogen war, forderte er, daß Cäsar sich von seiner Gemahlin trenne,
wie Pompejus es bereits gethan hatte. Allein Cäsar weigerte sich
dessen und hatte deshalb die Ächtung zu fürchten. Erst auf die Für¬
bitte seiner Freunde hin begnadigte ihn Sulla mit den Worten: „So
nehmt ihn denn hin; aber wisset, in dem steckt mehr als ein Marius!"
Cäsar hielt es nun für ratsam, Rom zu verlassen, und begab sich
nach der Insel Rhodus, um sich dort bei dem berühmten Apollonius
Molo zum Redner auszubilden. Unterwegs fiel das Schiff Cäsars
in die Hände von Seeräubern. Diese forderten zwanzig Talente
Lösegeld, wenn er in Freiheit gesetzt sein wolle. „Wie, nur zwanzig
Talente verlangt Ihr für mich? Fünfzig sollt Ihr haben!" rief Cäsar
und sandte Boten aus, die in Milet die versprochene Summe ent¬
leihen sollten. Sechs Wochen mußte er in der Gefangenschaft der
Seeräuber verbleiben, bis das Geld angelangt war. Während dieser
Zeit setzte er sich bei denselben in solche Achtung, daß er nicht ihr
Gefangener, sondern ihr Gebieter zu sein schien. Wollte er schlafen,
so gebot er ihnen Ruhe. Zuweilen las er ihnen seine Reden und
Gedichte vor, und wenn sie dieselben nicht bewunderten, so schalt er
sie Barbaren und drohte, er werde alle ans Kreuz schlagen, wenn
er wieder frei werde. Was er im Scherze gedroht hatte, führte er
wirklich aus; sobald er frei geworden war, ließ er sie fangen
und kreuzigen.
Nach dem Tode des Sulla nach Rom zurückgekehrt, stellte Cäsar
seine großen Gaben in den Dienst des Staates, und sein Ehrgeiz strebte
nach den höchsten Würden. Bald zeichnete er sich nicht weniger als
Feldherr und Staatsmann wie als Redner und Schriftsteller aus.