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Ist nun eine Geldsumme ein Kapital? Wenn ich sie ausgebe, um
Gebrauchsgüter dafür zu kaufen, dann sicher nicht; da ist sie eben
ein Tauschmittel. Wenn ich sie im Geldschrank einschliehe oder im
Garten vergrabe, dann auch nicht. Zum Kapital wird sie erst, wenn
ich damit arbeite oder wenn ich sie jemand anderm übergebe, der
damit arbeitet und mir nach einiger Zeit auher der Geldsumme noch
einen Geldbetrag als Zins zurückgibt. Dann wird die Geldsumme zu
einem Besitz, aus dem ich eine Einnahme ziehe, und einen solchen
Besitz nennt man Kapital. Wenn jemand also ein Haus besitzt, dar er
vermietet, ein Geschäft, in dem er seine Waren feilhält, eine Fabrik,
in der er arbeiten läßt, eine Geldsumme, die er ausleiht, so bilden
die Dinge für ihn ein Kapital. Ein Kapital ist für den einzelnen
Menschen ein Gut, das er nicht verbraucht, sondern aus dem er eine
Einnahme zieht. Die Taschenuhr z. B. ist für mich ein Kulturmittel,
für den Uhrmacher ein Teil seines Kapitals; denn er will durch ihren
Verkauf etwas verdienen — das Brot für mich, der ich's geniehe, ein
Nahrungsmittel, für den Bäcker, der es mit Nutzen verkauft, ein Teil
seines Kapitals. Ein Gegenstand wird also dann zum Kapital, wenn
daraus das Einkommen eines Menschen vermehrt wird.
Diese Auffassung vom Kapital hat nur für den einzelnen, also
privatwirtschaftlich, ihre Geltung. In der Volkswirtschaft versteht
man unter Kapital etwas anderes.
Die beiden ursprünglichen Quellen aller Gebrauchsgüter und
damit alles Reichtums eines Volkes sind der Mensch und die Natur,
oder Arbeit und Boden. Durch seine Arbeit erzeugt der Mensch mit
Hilfe des Bodens die Güter, die das Einkommen eines Volkes bilden.
Aber zur Gütererzeugung gehört noch mehr. Es gehören dazu Werk¬
zeuge und Maschinen, Werkstätten und Fabriken sowie Rohstoffe»
Metalle, Kohle, Wolle, Baumwolle, Holz usw. Zwischen dem Acker,
auf dem das Brotgetreide oder der Flachs wächst, und dem Pfluge,
der das Erdreich bearbeitet, ist volkswirtschaftlich ein groher Unter¬
schied. Der Boden ist ursprünglich schon vorhanden, das Werkzeug
muh selbst erst hergestellt werden» ehe es zur Erzeugung der Güter
verwendet werden kann. Da aber auf gut bearbeitetem Boden mehr
wächst als auf unbearbeitetem, dient das Werkzeug zur Vermehrung
der Gebrauchsgüter. Mit meinen Händen könnte ich nur ganz un¬
vollkommen Schafwolle zu Fäden drehen und Teppiche daraus wirken.
Verwende ich Maschinen dazu, so geht es besser und rascher von statten.
Die Maschinen dienen also auch der Vermehrung der Gebrauchsgüter.
Alle Werkzeuge und Maschinen, Werkstätten und Fabriken sowie ein