gibt. Der Unterricht soll nicht breit und nicht hoch sein, sondern
er soll in die Tiefe gehen.
5) Die Kinder werden ausgefordert, den Inhalt
und Gedankengang des Lesestückes mündlich und sprach-
richtig wieder zu geben. Dieses Wiedergeben geschehe zuerst
von den geweckteren, dann von den schwächeren Schülern der
Klasse. Mit dem Einhelfen beim Stocken im Erzählen sei der
Lehrer nicht vorschnell. Verlegenheit weckt die Kraft, macht er¬
finderisch und bildet die Geistesgegenwart. 6) Nunmehr lesen
die Kinder das Lesestück nochmals, bald außer der Reihe,
bald im Chor, und der Lehrer halte mit Nachdruck
darauf, daß mit natürlichem guten Ausdrucke und mit
Kundgebung des gewonnenen Verständnisses gelesen
werde. Man unterscheidet beim Lesen wie bei allen geistigen
Verrichtungen ein Dreifaches: Auffassen, Verstehen, Hervorbringen.
Daraus entspringen drei Unterrichtsstnfen: Die des lautrichtigen,
des verständigen und des ausdrucksvollen Lesens. In der Unter¬
klasse findet das Lesen vorzugsweise mechanisch-schnell, in der
Mittelklasse verständig, logisch-richtig, in den Oberklassen ästhetisch,
euphonisch-schön Statt. Das mechanische Lesen wird durch viele
Uebung, das logische durch Verständniß, das schöne durch das Ver¬
ständniß und durch das gute Vorlesen des Lehrers erzielt. 7) Die
Schüler schreiben nun das Lesestück nieder, und zwar
schreiben sie es zuerst aus dem Buche ab, dann wird es
diktirt, (Unterklasse, auch Mittelklasse), darnach, wenn der
Lehrer die Ueberzeugung gewonnen hat, daß sein Schü¬
ler vor orthographischen Fehlern sicher ist, wird es me-
morirt und auch aus dem Gedächtnisse nachgeschrieben.
Immer hat der Schüler nach beendigter Aufgabe das Diktat oder
das Geschriebene auf Grund des Gedruckten selbst oder auch gegen¬
seitig durch die Schüler zu corrigiren, zu welchem Behufe sodann
die Tafeln gewechselt werden müssen. Erst wenn diese Correktur
geschehen, trete der Lehrer hinzu, und halte eine Nachlese, indem
er die etwa noch übersehenen Fehler unterstreicht, die eigentliche
Correktur aber wieder dem Kinde selbst überläßt. 8) Hierauf