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6. Der gute Vater.
Ein guter Vater hielt sich wegen wichtiger Geschäfte in der
Hauptstadt des Landes auf. Die Mutter und die Kinder lebten
indessen, weit von ihm entfernt, auf einem kleinen Landgute.
Da schickte der Vater deu Kindern einmal eine große Kiste voll
schöner Sachen und einen Brief, in dem geschrieben stand: „Liebe
Kinder! Seid fromm und gut; dann dürft ihr bald zu mir kom¬
men. Freuet euch, in der Wohnung, die ich euch bereite, habe ich
noch viel schönere Geschenke für euch aufbewahrt!"
Die Kinder hatten eine große Freude und sagten: „Wie gut
ist doch unser Vater, und wie viele Freuden macht er uns! Wir
haben ihn recht von Herzen lieb, obwohl wir ihn nicht sehen,
und ihn uns nicht mehr denken können. Wir wollen ihm gewiß
auch Freude machen, und alles thun, was in dem Briefe steht.
O, wie freuen wir uns, den guten Vater einmal zu sehen!
Die Mutter sagte hieraus: „Liebe Kinder! Wie es euer
Vater auf Erden mit euch macht, so macht es der himmlische
Vater mit den Menschen. Wir Menschen sehen den lieben Gott
jetzt freilich noch nicht. Allein er gibt uns allerlei schöne Geschenke.
Sonne, Mond und Sterne, Blumen, Obst und Feldfrüchte, aus
denen wir seine Liebe erkennen. Die heilige Schrift ist gleichsam
ein Brief von ihm, darin er uns seinen Willen offenbart und
uns den Himmel verspricht. O, dort warten noch schönere Gaben
und größere Freuden auf uns, als diese Welt uns geben kann!"
„Wir wollen also Gott wieder lieben, seinen Willen thun
und uns auf den Himmel freuen. Dort werden wir Gott von
Angesicht zu Angesicht sehen, und unsere Freude wird unbeschreib¬
lich sein!"
Gott ist lauter Lieb' und Güte,
Liebet ihn mit freud'gem Gemüthe!
7. Gott unser Vater.
Auö dem Himmel ferne,
Wo die Engel sind,
Schaut doch Gott so gerne
Her auf jedes Kind.
Höret seine Bitte
Treu bei Tag und Nacht,
Nimmt's bei jedem Schritte
Väterlich in Acht.
Gibt mit Vaterhänden
Ihm sein täglich Brod,
Hilft an allen Enden
Ihm aus Angst und Noth.
Sagt's den Kindern allen,
Daß Gott ein Vater ist,
Dem sie Wohlgefallen,
Der sie nie vergißt.