OVerb eck. Reinick.
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Der Schnitter seufzt und drückt
den Hut
Sich in die nasse Stirn.
1t. Und hui! kommt in vollem Lauf
Der Wagen angerollt;
Er nimmt die reiche Ladung aus
Und glänzt von ihr wie Gold.
12. Und hui! geht's im raschen Trab,
Getümmel hinterdrein,
Den stoppelvollen Berg hinab,
Zum Scheuernthor hinein.
13. Kein Fest, kein Freudenspiel,
kein Tanz
Kommt diesem Feste bei;
Es fühlet auch kein Städter ganz,
Was Erntefreude sei.
14. Des Ackermannes sauren
Schweiß
Belohnet dieses Fest;
Er nimmt und ißt zu dessen
Preis,
Der Korn ihm wachsen läßt.
Deutscher Rat.
Robert Reinick. Märchen-, Lieder- und Geschichtenbuch. Bielefeld.
1. Vor allem eins, mein Kind: Sei treu und wahr,
Laß nie die Lüge deinen Mund entweihn!
Von alters her im deutschen Volke war
Der höchste Ruhm, getreu und wahr zu sein.
2. Du bist ein deutsches Kind, so denke dran!
Noch bist du jung, noch ist es nicht so schwer,
Aus einem Knaben aber wird ein Mann;
Das Bäumchen biegt sich, doch der Baum nicht mehr.
3. Sprich ja und nein und dreh und deutle nicht;
Was du berichtest, sage kurz und schlicht;
Was du gelobest, sei dir höchste Pflicht;
Dein Wort sei heilig, drum verschwend es nicht!
4. Leicht schleicht die Lüge sich ans Herz heran,
Zuerst ein Zwerg, ein Riese Hinternach;
Doch dein Gewissen zeigt den Feind dir au,
Und eine Stimme ruft in dir: „Sei wach!"
5. Dann wach und kämpf, es ist ein Feind bereit:
Die Lüg' in dir, sie drohet dir Gefahr.
Kind! Deutsche kämpften tapfer allezeit;
Du, deutsches Kind, sei tapfer, treu und wahr!