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§. 16. Deutschland und Rom bis zum Markomannenkrieg.
Die Deutschen und die Römer hatten sich gegenseitig gemessen, und
erkannt, daß mit Gewalt nichts von einander zu gewinnen sei. Die
Deutschen verhielten sich ruhig, und wenn die Römer Angriffe wagten,
so warfen sie sich in ihre Wälder, oder wiesen sie blutig zurück. Die
Römer sicherten ihr Gebiet durch eine doppelte Reihe fester Plätze auf
beiden Seiten des Rheins, von denen viele aus Soldatencolonien mäch¬
tige Städte wurden, wie die Hauptstadt der Ubier Colonia Agrippina
d. t. Köln (50 n. Chr.). Ebenso verfuhren sie an der Donau, wo
sie unter andern Augsburg, Regensburg, Wien anlegten; nur
daß sie hier die Grenze weiter vorrücken konnten von Regensburg aus
weiter westlich bis an den Taunus, die sie dann durch Mauern, Wälle,
Gräben und Pfähle schützten, so daß man sie noch heutiges Tages ver¬
folgen kann (Teufelsmauer rc.). So hofften sie doch von der Deut¬
schen Zwietracht deren allmälige Unterjochung. Den großen Aufstand
der Bataver unter Claudius Civilis im Jahre 70, der sie bei
Fanten schlug, dämpften sie glücklich. Dann blieb es im Allgemeinen
ruhig, bis 167, wo die Markomannen in das Reich einbrachen, und
Rom in kimbrischen Schrecken versetzten. Der tapfere und weise Kaiser
Marcus Aurelius bestand nur mit schwerer Mühe diesen Krieg,
und mußte ihn seinem Nachfolger Commodus vererben, der im Jahre
180 sich einen schimpflichen Frieden durch große Geschenke erkaufte.
§. 17. Deutsche Stammbündnisse.
Der glückliche Ausgang des Markomannenkrieges hatte die Deut-
schen aufs Neue belehrt, wie Eintracht stark macht, und sie benutzten
diese Erfahrung, so weit es die Verhältnisse gestatteten. So seh«: wir
im zweiten und dritten Jahrhundert vier Vereine stammverwandter Völ¬
kerschaften heraustreten. Das waren
1. die Allemannen, die Bevölkerung zwischen der Donau und
der Lahn;
2. die Franken, nördlich von jenen, den Niederrhein hinab bis
über die Niederlande hinaus;
3. die Sachsen (Sassen) in Niederdeutschland von der Elbe bis
an die Mittelruhr;
4. die Gothen, von der Ostsee bis ans schwarze Meer, getheilt
in Ost- und Westgothen.
In diesen Stammbündnissen verschwinden allmälig die Namen der
einzelnen Völkerschaften. Von ihnen unabhängig, erscheinen noch die
Burgunder, die Wandalen, die Longobarden und die Gepiden.
Und im Innern Deutschlands gestaltete sich ein Bündniß mehrerer Völ¬
kerschaften zu einem mächtigen Reiche der Thüringer.
§. 18. Die Völkerwanderung.
Es begab sich im Jahre 375, daß in Rußland von Asien her
ein wildes Volk scheußlicher Gestalten einbrach, die Hunnen. Sie
unterjochten zuerst die Alanen an der Wolga, und fortstürmend ein