Full text: Sieben Bücher deutscher Dichtungen

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Dichtungen der Gegenwart. 
Sie bäumen wie knirschende Rosse sich hoch: 
..Wollen seh'n, wer uns zwingt in das fremde Joch!" 
Und das Echo der Felsen schmettert drein: 
Blas, blas Trompeter! Zum Rhein, zum Rhein! 
Trompeter blas! An den Rhein! an den Rhein! 
Vernehmt ihr der Lorelei Singen? 
Ihr Büblein von drüben, willkommen fein! 
Mein Liedlein soll eud) lustig klingen! 
Mein Brantlied, mein altes, das lautet: Tod! 
Mein Brautkleid färb' ich mit Blute rot, 
Brautführer sollen die Deutschen sein — 
Blas, blas Trompeter! Zum Rhein, zum Rhein! 
Trompeter blas! An den Rhein! an den Rhein! 
Zti Aachen krachen die Grüfte; 
Es schreitet der Kaiser im Mondenschein 
Zum Rhein durch die brausenden Lüfte, 
Zu Rüdesheim pflanzt er das Banner auf. — 
Vom Odenwald raffelt in raseudent Lauf — 
Durch die Nacht hernieder der Rodenstein: 
Blas, blas Trompeter! Zum Rhein, zum Rhein' 
Trompeter blas! Au den Rhein, an den Rhein! 
Und seht ihr die schwarzen Scharen? 
Hoch über die Berge und Wälder herein 
Kamen Lühows Jäger gefahren; 
Sie jagen rheinauf, sie jagen rheinab, 
Und der alte Blücher entsteigt dem Grab: 
Nicht länger schlummert des Helden Gebein — 
Blas, blas Trompeter! Zum Rhein, zum Rhein! 
Blas, blas Trompeter! Zum Rhein, zum Rhein! 
Ihr Brüder, hört ihr es schmettern? 
Die Helden sollen zufrieden sein 
Mit uns in des Sturmes Wettern! 
Die Fahne hoch und die Schwerter scharf! 
O glücklich, glücklich, wer reiten darf, 
Wenn es tönt landaus, wenn es tönt landein: 
Trompeter blas! An den Rhein, an den Rhein! 
K. Weilbrecht. 
In allen trüben Stunden, 
Die mir die Welt gebracht, 
Hab' allzeit ich empfunden 
Des alten Wortes Macht: 
Ein Saatgefilde ist die Zeit, 
Du erntest Lust, du erntest Leid — 
Der Tag hat seine Stunden 
Und ihre Zeit die Nacht. 
Lied. 
Das hab' ich immer feste 
Gehalten vor dem Sinn, 
Es kam und schwand das Beste 
Sowie das Schlimmste hin. 
Harr' aus nur eine Weile lang, 
Bis es erinnernd wiederklang. 
Und was da bleibt vom Reste, 
Der Rest bleibt doch Gewinn. 
Wilhelm Jensen.
	        
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