Karls Kriege.
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Seine Kriege.
Mit dem großen fränkischen Erbe hatte Karl auch alle Feindschaft
übernommen, welche deutsche und nichtdeutsche Völker gegen die Franken
hegten. Es gab in jener Zeit noch kein Völkerrecht; dem Mächtigen
war der Angriff gegen jeden Nachbarn erlaubt und wer am meisten er¬
oberte, wurde am meisten gepriesen. Fürsten und Völker standen gegen¬
einander auf der Wache, jeder Theil mußte eines Angriffes gewärtig
sein, sobald der Gegner sich stark genug glaubte. Karl schlug alle Feinde
zu Boden und traf bei den bezwungenen Völkern Einrichtungen, um die¬
selben mit seinen Franken zu einer großen Nation zu vereinigen; er
unterjochte kein Volk; wie Alexander der Große wollte er die Besiegten
emporheben und wie jener die Asiaten durch die hellenische Bildung zu
einem großen Reiche einigen wollte, so Karl durch das Christenthum.
Große Reiche sind zum Wohle der Menschheit nothwendig; sie verbin¬
den die zersplitterten Kräfte, entwickeln die Kultur und schützen dieselbe,
und noch ist jedes Volk (Israel allein ausgenommen), das die mensch¬
liche Entwicklung wesentlich gefördert hat, ein eroberndes gewesen.
Kriege füllen die ganze Zeit von Karls langer Negierung aus,
daher sollen dieselben nicht nach Zähren, sondern nach den Völkern auf¬
gezählt werden, mit denen sie geführt wurden.
Sogleich auf die Kunde von Pipins Tode empörten sich (769) die
Aquitanier; Karl und Karlmann zogen gegen sie aus, der letztere aber
kehrte vor der Eröffnung des Feldzugs mit seinen Leuten wieder heim
und überließ Karln den Krieg und damit auch den Ruhm Aquitanien
wieder unterworfen zu haben.
Der Longobardenkönig Desiderius hatte die feindselige Politik seiner
Vorgänger gegen Rom wieder ausgenommen; erbedrängte den Papst Pauli,
sowie Stephan III. und zwang diesen Karls Hilfe anzurufen. Ohnehin war
Desiderius mit Karln gespannt; dieser hatte seine Verlobte, eine lombar¬
dische Prinzessin, heimgeschickt, Desiderius aber Karlmannö Wittwe mit
ihren zwei Söhnen bei sich ausgenommen, in der Absicht, in letzter»
Prätendenten auf die fränkische Krone heranzuziehen. Außerdem war
Desiderius mit dem Baperherzog Thassilo verschwägert und verbündet
und beide gingen darauf aus, die Feinde des fränkischen Namens zu
Hilfe zu rufen. Zm Zahre 773 zog Karl gegen die Langobarden, er¬
stürmte die Alpenpässe, eroberte ohne viele Mühe die festen Städte und
setzte den Desiderius ab (774). Karl machte sich zum König der
Longobarden, ließ ihnen alle Gesetze und Einrichtungen, und erst als
sie einen Aufstand versuchten, führte er die fränkische Heer- und Gerichts¬
ordnung bei ihnen ein. Den Geschichtschreiber der Longobarden, Paul
Warnefried (Diakonus), der an der Verschwörung Theil genommen,