Eine Besteigung des Montblanc.
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Der Hirt (auf dem Berge).
Ihr Matten lebt wohl, ihr sonnigen Weiden!
Der Senne muß scheiden, der Sommer ist hin
2 Wir fahren zu Berg wir kommen wieder,
wenn der Kuckuck ruft, wenn erwachen die Lieder,
wenn mit Blumen die Erde sich kleidet neu,
wenn die Brünnlein fließen im lieblichen Mai.
53 Ihr Matten, lebt wohl, ihr sonnigen Weiden!
Der Senne muß scheiden, der Sommer ist hin
Der Alpenjüger (auf der Höhe des Felsens).
Es donnern die Zöhen, es zittert der Steg;
nicht grauet dem Schützen auf schwindlichtem Weg;
er schreitet verwegen auf Seldern von Cis;
da pranget kein Srühling, da grünet kein Reis;
2 uUnd unter den Sußen ein neblichtes Meer,
erkennt er die Städte der Menschen nicht mehr;
durch den Riß nur der Wolken erblickt er die Welt,
tief unter den Wassern das grünende Seld. riedeich Schiler—
128. Eine Besteigung des Montblanc.
Unter den penninischen Alpen ragt wie ein Koloß, welcher die ganze
Gebirgskette beherrscht, der Montblane mit seinen drei Gipfeln empor,
die mit wigem Schnee bedeckt sind. Über die Meeresfläche erhebt er sich
1800 Meter. Montblanc (weißer Berg) heißt er deshalb, weil ihm der
Schnee, der seinen Scheitel verhüllt, ein weißglänzendes Ansehen giebt. Der
höchste Gipfel des Montblanc ist ein schmaler Rücken mit einer Breite von
2 Meter, welchen man den Rücken des Dromedars nennt. Mit mehreren
Führern versuchte ich es, diesen Riesenberg zu besteigen. Wir nahmen eine
kleine Leiter mit, hatten unsre Schuhe mit Eissporen bewaffnet und waren
it festen Stöcken versehen, die unten einen Stachel hatten.
Der Weg uber die Gletscher war von der Gefahr des Ausgleitens und
Hinabstürzens bedroht und in jeder Hinsicht äußerst mühsam. Aber welche
Beschwerden überwindet nicht das Verlangen, mehr zu sehen und zu lernen!
Wir hielten uns, 3 bis 4 Meter voneinander entfernt, einer den andern
an einem langen Seile fest Von den Felsen war die Pflanzenwelt ver⸗
schwunden, und nur etliche Grashalme sproßten einsam hier hervor. Endlich
amen win an eine Lagerstelle wo wir uns niederließen, um auszuruhen.
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