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tost und in der Gegend von Mögeltondern findet^man gute Schafe 
vom frisischen Stamm. Im Sommer werden sie auf den sogenann¬ 
ten Fennen oder auf dem Deiche gegraset, daher sie den Namen 
Fennen- oder Deichschafe erhalten. Sie werden im Sommer jeden 
Abend nach Hause getrieben, wo man den Mist zur Feurung sam¬ 
melt; im Winter werden sie bei rauhem Wetter in einem ziemlich 
warmen Stall gehalten, und mit Heu und Stroh gefüttert. Die 
Fennenschafe müssen auch im Winter ihr Futter auf den Fennen 
suchen, bis sie wegen des Eises und tiefen Schnee's es nicht mehr 
können. Sie bekommen dann etwas Heu oder Stroh auf dem Felde 
oder an einer andern Stelle nahe bei dem Hause, aber doch unter 
freiem Himmel, so daß sie nie unter Dach kommen. Beide Arten 
Schafe werden nur ein Mal des Jahres, im Mai, geschoren. 
Man rechnet im Ganzen auf 5 Pfund Wolle von jedem Fennen- 
schaf, und auf 3 Pfund von jedem Deichschaf. Im Sommer wer¬ 
den die Schafe gemolken. Man rechnet von jedem Schafe, das 
gute Milch giebt, täglich eine halbe Kanne oder £ Pfund Käse. 
Dabei leiden aber sowohl die Schafe als die Lämmer; denn Erstere 
werden dabei mager und Letztere verlieren an ihrem Wachsthum. 
Die Schafe in der Kremper- und Wilstermarsch sind sehr groß, 
38 bis 40 Zoll hoch und 50 bis 54 Zoll lang. Sie haben einen 
großen platten und gebogenen Kopf und zwei lange, gewöhnlich her¬ 
abhängende Ohren, der Hals ist am Kopfe nackt, so daß es bei¬ 
nahe aussieht, als wenn ein Kragen darum wäre. Zwischen diesem 
und der Kehle findet man gewöhnlich am Halse zwei kleine herab¬ 
hängende Zapfen, welche die Figur und Größe einer Eichel haben. 
Ihre Stimme ist tief, der Schwanz wie bei den eiderstedtischen, jedoch 
etwas länger. Die Vorderfüße, Schenkel und der Bauch sind nicht 
mit Wolle bewachsen, weswegen diese hohen Schafe sehr lange Beine 
zu haben scheinen. Ihre Wolle ist kürzer, als bei den dithmarsischen, 
aber länger als bei den frisischen und eiderstedtischen, am Grunde 
dichter, als bei den Ersten, aber nicht so fein, kraus und elastisch, 
als bei den Letzten. Uebrigens wird in der Kremper- und Wilster¬ 
marsch wenig Schafzucht getrieben, weil man glaubt, daß die Schafe 
den Grasfeldern schädlich sind. Sie werden nur einmal im Jahre 
geschoren, und die Besten geben dann 7 bis 8 Pfund Wolle. Die 
Bauern behaupten, daß die Wolle der Lämmer feiner, als die der 
Schafe sei, und daß diese, wenn sie älter werden, gröbere und 
schlechtere Wolle tragen. Man erhält 3, zuweilen 4 Lämmer von 
einem Schafe. 
Obgleich wir Tuchfabriken in Neumünster haben, so wird doch 
aus Mangel an Absatz ein großer Theil der hier im Lande gewon¬ 
nenen Wolle nach fremden Orten ausgeführt. 
In Husum, wo ein Wollmarkt stattfindet, gilt das Pfund
	        
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