Full text: Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form (Theil 1)

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gethan, und erhob Philipp weit über Alexander. Der ruhm¬ 
süchtige Alexander entbrannte vor Zorn; um so heftiger schrie 
der trunkene Klitos. Man brachte ihn weg, weil man den 
König vor Zorn glühend aufstehen sah. Doch Klitos kam 
durch eine andere Thüre wieder in den Saal und stieß von 
neuem Schmähreden gegen den König aus. Da gerieth Ale¬ 
xander, selbst berauscht, in Wuth, riß einem Trabanten die 
Lanze aus der Hand, und stieß den nieder, der ihm das Le¬ 
ben gerettet hatte. Aber in demselben Augenblicke waren 
Zorn und Rausch verschwunden, und zur Besonnenheit ge¬ 
kommen erstarrte der König vor Schrecken über seine eigene 
That. Drei Tage lang wollte er weder Speise noch Trank 
zu sich nehmen, lag weinend und seufzend auf seinem Lager 
und rief unaufhörlich den Namen Klitos. Nur die Tröstungen 
seiner Freunde vermochten seinen Schmerz zu besänftigen und 
ihn dem Heere wiederzugeben. /> v $0 V 
Mit dem Frühling des Jahres 327 v. Chr. trat Alexan¬ 
der seinen Zug nach Indien an. Oft führte der Weg durch 
dürre wasserlose Sandwüsten, viele Beschwerden waren zu er¬ 
tragen, doch Alexander ging mit unermüdlicher Thätigkeit und 
Ausdauer allen seinen Soldaten voran. Als er sich der 
Stadt Nysa, die von dem Gott Dionysos erbaut sein sollte, 
näherte, kamen Gesandte zu ihm, unter denen ihm besonders///, 
ein Greis durch sein edles Benehmen gefiel. AIs dieser nach 
den Friedensbedingungen fragte, antwortete Alexander: „Sie 
sollen dich zu ihrem Beherrscher annehmen, und mir hundert 
von ihren besten Männern als Geißeln senden." — „Doch 
würde ich besser regieren können", antwortete der Greis, 
„wenn ich dir nicht die besten, sondern die schlechtesten schicken 
dürfte." Dem Alexander gefiel die Antwort, und er nahm 
nur wenige Geißeln. 
Weiter zog Alexander in das Land der fünf Ströme 
(Panjab). Hier vertheidigte sich Poros, ein mächtiger König 
mit großer Tapferkeit, siel aber zuletzt auf dem Schlachtfelde 
in die Gewalt Alexanders. „Wie willst du behandelt sein?" 
fragte ihn dieser. — „Königlich." - „Erbitte dir etwas." — 
„In dem Worte Königlich liegt Alles, was ich zu erbitten 
habe." Alexander gab ihm sein Gebiet wieder und noch einen 
Theil der angrenzenden eroberten Länder dazu. 
Stacke, Griech. Geschichte, ly. Aufl. 
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