Full text: [Teil 3 = Klasse 7, [Schülerband]] (Teil 3 = Klasse 7, [Schülerband])

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die Freveltaten des Amulius und beschlossen, Vergeltung an ihm zu 
üben. Sie eilten zu ihren Genossen aufs Land zurück und entflammten 
sie durch ihre Erzählung zur Rache an dem Thronräuber. In Hellen 
Haufen drangen sie unter Führung der Brüder in die Stadt ein, über¬ 
fielen die Königsburg, erschlugen den Amulius und setzten ihren Gro߬ 
vater wieder auf den Thron. Zum Lohne dafür gab ihnen dieser ein 
Stück Land in der Gegend, wo sie als Hirten gelebt hatten, damit sie 
dort eine Stadt gründeten. 
Frisch machten sich die Brüder ans Werk. Aus der ganzen Um¬ 
gegend kamen auf ihren Ruf Leute herbei, um an dem Bau teilzunehmen. 
So entstanden bald auf dem Palatinischen Hügel am linken Tiberufer 
zahlreiche Hütten aus Lehm, die mit Schilf und Stroh kümmerlich ge¬ 
deckt waren. Das war der Anfang der neuen Stadt. Aber wie sollte 
sie heißen? Darüber konnten sich die Brüder nicht einigen; jeder wollte 
die Stadt nach seinem Namen benannt wissen. Endlich beschlossen sie, 
den Willen der Götter durch den Vogelflug zu erkunden. Auf zwei 
verschiedenen Bergen stellten sie sich auf und harrten der göttlichen 
Zeichen. Da erschienen zuerst dem Remus sechs Geier; aber gleich 
darauf flogen an Romulus zwölf Geier vorüber unter Donner und 
Blitz. Jeder der Brüder wollte nun gesiegt haben: Remus, weil ihm 
zuerst die Schicksalsvögel erschienen seien; Romulus, weil er die doppelte 
Zahl geschaut habe. Zornig, daß er den Sieg beanspruche, verspottete 
Remus den Bruder und sprang über die niedrige Stadtmauer, um sich 
über die armselige Stadt lustig zu machen. Da ergrimmte Romulus 
und schlug ihn tot mit den Worten: „So ergehe es jedem, der nach 
dir über meine Mauer setzt!" Er nannte die Stadt nach seinem Namen 
Rom und herrschte in ihr als König. 
57. Oer Raub cler Sabinerirmen. von n«gon Grube. 
Charakterbilder aus der Geschichte u. Sage. 1. Teil. 23. Aufl. Leipzig 1882. 8. 153. 
UM die Zahl seiner Untertanen zu vermehren, eröffnete Romulus 
eine Freistätte, wohin jeder verfolgte Unglückliche, aber auch jeder 
verbannte Verbrecher sich retten durfte. Durch dieses Mittel erhielt die 
Stadt einen bedeutenden Zuwachs an Männern. Aber nun fehlte es 
an Frauen. Um diese zu erhalten, schickte er an die benachbarten Völker 
Gesandte und ließ freundlich bitten, sie möchten ihre Töchter den 
römischen Männern zur Ehe geben. Aber die Nachbarn wiesen die 
Gesandten höhnisch zurück, keiner wollte mit den Römern etwas zu 
tun haben. 
Nun veranstaltete Romulus ein großes Fest dem Neptun zu Ehren, 
und glänzende Festspiele sollten dabei gefeiert werden. Das lockte die 
Bewohner der benachbarten Städte herbei, die bei dieser Gelegenheit
	        
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