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und hat davon ihren Namen erhalten. Smäland bedeutet nämlich kleines
Land, kleine Landstückchen, jene Culturstellen, welche wie Schönpflästerchen
den Wald unterbrechen. Ihr Werth schien im Mittelalter so gering, daß
sich weder Schweden, zu dem es immer gehört hat, noch das angrenzende
Dänemark (Schonen und Blekingen) viel darum kümmern mochten. Es
bildete sich hier eine Art von Freistaat armer Bewohner, unzugänglich
und unangreifbar in ihrer Abgeschiedenheit, andererseits wenig beneidet
von den Bewohnern der andern fruchtbaren Provinzen, bis die veränderte
politische Lage auch sie in den Kreis des schwedischen Staatslebens zog.
In dieser Waldwüste, in welcher die Linnaea borealis in üppiger Fülle
gedeiht, erblickte im Jahre 1707 das Licht der Welt ein Kind, der einstige
König im Reiche der Pflanzen, der große Karl Linne. Die Eisenbahn
läßt seinen Geburtsort Stenbrohult nicht weit zur Rechten, ein paar
Meilen südlich von Wexiö.
Eine Fahrt vom Südende Schwedens bis zum Wettersee, in das
Herz des weiten Reichs, zeigt uns den durchgehenden Charakter in seinen
Haupterscheinungen. Erst das Schonen'sche Hügel- und. Fruchtland, dann
der unermeßliche skog, zuletzt eine Art Gebirgsbildung, mit Wald und
Seen, die südliche Barre vor denl Wettersee, welche die Eisenbahn zu
übersteigen und Zu durchschneiden hat. Doch kommen schon im nördlichen
Theile von Schonen solche echt schwedische Bergzüge vor, die sich einige
hundert Fuß über das mittlere Niveau des Hügellandes erheben und aus
starrem Granit bestehen. Sie werden Äser (Einzahl äs) „Dachrücken"
genannt, woraus die deutschen Bücher über Schweden ein unverständliches
„Oeser" gemacht haben. Wer den Dachfirsten der schwedischen Häuser
gesehen, die mit Rasen bedeckt sind und mit äußerst geringer Neigung zu
beiden Seiten abfallen, wird den Vergleich nicht unrichtig finden. Solche
äser ziehen sich vom Kattegat aus quer durch Schonen nach Südosten hin,
unter verschiedenen Namen: Soderasen, Linderäsen, Stenhufond rc. Der
großartigste ist aber jener über 600 Fuß aufsteigende, „Kullen" genannte
Höhenzug, welcher nördlich von Helsingborg wie ein ungeheurer Riesen¬
finger sich in's Meer erstreckt und auf seiner Spitze einen Leucht¬
thurm trügt.
Außer diesen Granitrücken, die sich immer langgestreckt, tafelartig
hinziehen, treffen wir noch eine andere mehr räthselhafte Erscheinung,
gleichfalls lange Rücken, welche aber durch die Gewalt der Fluthen ge-K.
bildet sind und aus geschichteten Gerölllagen bestehen. Wahrscheinlich
sind sie zu einer Zeit entstanden, als Schweden noch vom Meer über-
fluthet war. Jetzt ziehen auf ihrem Rücken Verkehrsstraßen dahin. Ein
solcher Wall befindet sich zwischen Stenbrohult und Elmhult und wird
der „Riesenrücken" genannt.
Alle diese Dach- und Riesenrücken, das ganze ungeheuerliche Gemisch
des skogs hatte die Eisenbahn zu überwinden. Wer je auf dem Kamme
des Riesengebirgs, namentlich auf den mit Granitblöcken bedeckten Spitzen,