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Der Sparsame wird auch Mäßigkeit üben, er wird sein Geld lieber
zurücklegen als es zu seinem Schaden — für Leib und Seele — verprassen.
Es ist ganz entsetzlich, wie viel Verderben durch das Laster der Un¬
mäßigkeit, der Völlerei, der Trunksucht angerichtet wird, namentlich in
unserem lieben deutschen Vaterlande. Die Jugend hat es noch in der
Hand, ob sie den thörichten Weg durch Laster zu Not und Sorge, zeit¬
lichem und ewigem Verderben gehen will oder den weisen Weg durch
genügsame Mäßigkeit, durch haushälterische Sparsamkeit zu Wohlstand und
Glück. Wer sparen will, der muß eine ernste und feste, selbständige
Gesinnung haben oder sich aneignen und muß sich in der Selbstbe¬
herrschung üben. Freilich sich selbst bekriegen ist der schwerste Krieg;
aber auch sich selbst besiegen ist der schönste Sieg! Ein strebsamer, selb¬
ständiger Jüngling läßt sich nicht durch sogenannte „gute Freunde", die
oft die allerschlimmsten Feinde seines Glückes sind, von seiner Arbeit oder
von seinen sittlichen und richtigen Grundsätzen weglocken; er läßt sich nicht
verführen, den Weg der sinnlichen und sündlichen Lust zu wandeln, wo
es keine andere Losung giebt als die: „Lasset uns essen und trinken und
fröhlich sein; denn morgen sind wir tot." — Der Mensch lebt nicht, um
zu essen, sondern ißt und trinkt, um zu leben, daher auch nicht mehr,
als ihm zum gesunden Leben gut ist.
Indem der Sparsame und Fleißige in der oben geschilderten selb¬
ständigen, festen Gesinnung lind Willensrichtung sich bewährt, erlangt er
allmählich Charakterstärke. Es darf ihn nicht anfechten, wenn sie ihn
darüber auslachen, ihn einen Tugendnarren, Kopfhänger, Duckmäuser und
dergleichen schelten. Er muß dabei denken, kann's ihnen auch zurufen:
„Wer zuletzt lacht, lacht am besten!" und er wird ihnen durch sein Wesen
zeigen, daß er ohne allerlei sinnliche Genüsse ein frischer, fröhlicher
Bursche ist. Denn um das zu sein, braucht man nicht immer Bier und
Cigarren oder Wein und Schnaps zu haben. Somit ergeben sich weiter
von selbst die Tugenden Genügsamkeit und Zufriedenheit als Schwestern
der Sparsamkeit.
Der Sparsame übt auch fort und fort die so wichtige Treue im
kleinen, er verachtet nichts, was des Gebrauches noch wert ist.
Er wird auch die Ehrlichkeit lieben. „Ehrlich währt am längsten,"
und der Sparsame kann ja warten, er übt sich ja täglich in der Geduld;
er wird also den redlichen Gewinn und Verdienst dem unredlichen, un¬
ehrlichen vorziehen.
Er glaubt an den Segen Gottes und läßt nicht ab, um denselben
ehrlich und treulich zu werben und ihn mit Dank zu genießen. Das