Nicolaisches Realienbuch

Hausen, Friedrich; Thiel, Oswald; Dahms, Gustav; Zissel, Adolf; Ruthe, Paul

Bibliographic data

Monograph

Persistent identifier:: PPN790881233

URN:: urn:nbn:de:0220-gd-12552315

Title:: Nicolaisches Realienbuch

Shelfmark:: RD-II 30(1,06)

Editor:: Hausen, Friedrich
Thiel, Oswald
Dahms, Gustav
Zissel, Adolf
Ruthe, Paul

Place of publication:: Berlin

Publisher:: Nicolai

Document type:: Monograph

Collection:: Textbooks for study of the natural and cultural world (Realienkunde),imperial Germany

Publication year:: 1906

Scope:: VIII, 460 S., [67] Bildtaf.

Copyright:: Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung

Language:: German

Chapter

Title:: Deutsche Geschichte

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

Chapter

Title:: [A. Deutsche Geschichte]

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

6 4. Attilas Zug nach Italien. Im folgenden Jahre unternahm Attila einen Raubzug nach Italien, zerstörte die Stadt Aquileja, deren Bewohner sich in die Lagunen (Kustensümpfe) des Adriatischen Meeres flüchteten und hier die Stadt Venedig gründeten. Auch Rom war bedroht; ans die Bitten des Papstes Leo I. soll Attila nach Ungarn zurückgekehrt sein. Kurze Zeit daraus starb er. Nach seinem Tode zerfiel das gewaltige Hunnenreich. Rückblick auf die Zeit vor und nach der Völkerwanderung. Die Wohnsitze der Germanen umfaßten vor der großen Wanderung ungefähr das Gebiet des heutigen Deutschen Reiches, ferner Skandinavien, West- und Südrußland. Ihre Kultur war noch wenig entwickelt. Es waren kriegerische Völker, bei denen die Volksgemeinden über die wichtigsten Angelegenheiten des Volkes, nämlich über die Erhaltung des Friedens, die Rechtspflege und den Schutz des Landes beschlossen. Die Fürsten und Könige übten hierbei keinen entscheidenden Einfluß aus. Die Lebensverhältnisse dieser Völker waren noch schlicht und einfach. Vieh¬ zucht, Jagd, Ackerbau und Fischerei boten ihnen den nötigen Lebensunterhalt. Ihre Religion war heidnisch, und nur die Goten im heutigen Rußland¬ waren durch ihren Bischof Ulsilas (ch 381) zum Christentum bekehrt worden. — Die Kultur der Nachbarvölker in den römischen Provinzen (Griechen, Römer, Gallier) stand aus einer höheren Stufe. Das römische Reich war schon vor der Völkerwanderung ein geordnetes Staatswesen, das von einem staatlichen Oberhaupte (Kaiser) nach bestimmten Gesetzen (Verfassung) regiert wurde. Das Christentum war Staatsreligion. Ackerbau, Handel xtnb Ge¬ werbe, Kunst und Wissenschaft standen in hoher Blüte (große Städte). In das römische Reich fielen nun die Germanen ein und gründeten neue Reiche, und zwar die Ostgoten unter Theoderich (Dietrich von Bern) irr Italien, die Westgoten in Südfrankreich und Nordspanien, die Vandalen in Nordafrika, die Angeln und Sachsen in England und zuletzt (568) die Langobarden in Norditalien. In den verlassenen Wohnsitzen bis zur Elbe ließen sich die Slawen nieder. — Mit der Ansiedelung der germanischen Völker im weiten römischen Reiche erfolgte eine allmähliche Umwandlung fast aller Lebens- verhältnisse in Fanrilie, Gemeinde und Staat. Ans der Völkermischung der römischen und germanischen Völker gingen im Laufe der Zeit die romanischen Völker: Italiener, Franzosen, Spanier und Portugiesen hervor. Der Mischung römischer und slawischer Bewohner entstammen die Rumänen. Hierdurch wurde aber auch eine fast völlige Umgestaltung der Sprache, der religiösen Anschauungen, der Sitten, der Rechtspflege, ja aller bisherigen Zustände herbeigeführt. Nur die Angelsachsen, welche die keltische Ur¬ bevölkerung teils vernichteten, teils vertrieben, gründeten ein germanisches Reich, wo sie germanische Sprache, Sitten und Gebräuche noch lange un- vermischt bewahrten.

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