Full text: [Teil 3 = Quinta, [Schülerband]] (Teil 3 = Quinta, [Schülerband])

Stoll: Der trojanische Krieg. 
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sie sehnten sich schon lange aus dem finstern Versteck nach Kampf und 
Streit. Odysseus aber mahnte sie zur Vorsicht und stieg zuerst mit 
Epgus aus der leise geöffneten Türe, gleich einem hungrigen Wolfe, 
der in der Nacht blutgierig zur Herde schleicht. Die übrigen Helden 
folgten und ergossen sich nun durch die Straßen und in die Häuser der 
Stadt. Sie begannen ein furchtbares Morden unter den schlaftrunkenen, 
weinberauschten Troern, warfen Feuerbrände in die Häuser, daß bald 
hier und dort die lichten Flammen zum Himmel schlugen. Unterdessen 
trieb auch die Flotte unter günstigem Winde ans Ufer, und das ganze 
Heer eilte blut- und beutegierig durch die Mauerlücke, die ihnen 
einen breiten Eingang in die schon mit Trümmern und Leichen be¬ 
deckten Straßen bot. Jetzt erst begann das Getümmel der Verwüstung 
in furchtbarster Weise. 
Aber auch für die Achäer war der Kampf nicht unblutig. In der 
Verzweiflung wehrten sich die Troer mit allem, was ihnen zur Hand 
war. Die einen schleuderten Becher, Tische oder vom Herde gerissene 
Feuerbrände gegen die Angreifenden; andere waffneten sich mit Äxten 
und Veilen, mit Lanzen und Schwertern und fochten in den Straßen, 
viele auch warfen Steine und Balken von den Dächern. Die Flammen 
der brennenden Häuser, sowie die Fackeln, welche die Kämpfenden an¬ 
gezündet hatten, um den Freund von dem Feinde zu unterscheiden, er¬ 
hellten allmählich die ganze Stadt, daß der Kampf sicherer ward, der 
Freund sich zum Freunde gesellen und aus der Schar der Feinde sich 
seinen Gegner wählen konnte. 
2. 
Nachdem in den Straßen das Morden lange entsetzlich gewütet 
hatte, zog sich der ganze Kampf aus den übrigen Teilen der Stadt 
allmählich zu der Burg, zu dem Palaste des Königs Priamus. Hier 
entstand ein solches Getümmel und Schlachtgewühl, als wäre der 
Kampf in der übrigen Stadt nur ein Spiel. Mit wildem Kriegsmut 
stürmen die Danaer gegen die umtürmten Pforten des Palastes; den 
Schild über dem Haupte, dringen sie dichtgedrängt die Stufen hinauf 
gegen das feste Tor und klettern auf Leitern an den Wänden der 
Türme empor. Die Belagerten wehren sich mit dem Mut der Ver¬ 
zweiflung im letzten Todeskampfe, sie reißen ganze Türme und Dächer 
los und stürzen sie auf die Häupter der anstürmenden Griechen, während 
andere drunten in dichtgedrängter Schar mit gezogenem Schwert den 
Eingang verteidigen. Gerade über der Pforte ragte ein hoher Turm, 
der höchste der ganzen Burg, von dem aus man ganz Troja über¬ 
blicken und weithin schauen konnte bis zu den Schiffen der Danaer. 
Dessen oberstes Stockwerk suchen die belagerten Trojaner abzulösen und 
auf die Feinde hinabzustürzen. Lange mühen sie sich vergebens, da
	        
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