Full text: [Bd. 3 = Kl. 7, 4. Schulj, [Schülerband]] (Bd. 3 = Kl. 7, 4. Schulj, [Schülerband])

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daß noch ein neuer Berg vor uns liegt, welcher doch auch nödi er¬ 
klimmt werden muß, und das verdirbt mir den Spaß. Aber wenn 
wir einmal auf der letzten Höhe stehen und keinen neuen Berg vor 
uns erblicken, dann will ich lustiger sein als alle andern." 
Ein andermal begegnete Eulenspiegel einem Fuhrmanne, der 
auf einem steinigen und holperigen Wege darauflosfuhr, als wenn 
das Pferd einen Batzen gölte. Indem er an Eulenspiegel vorüber¬ 
fuhr, hielt er ein wenig an und rief diesem zu: „He, Landsmann, 
werde ich heute abend wohl noch die Stadt erreichen?" Meister Till 
setzte sein Käppchen zurecht und antwortete ganz ernsthaft: „O ja, 
Fuhrmann, wenn Ihr langsam fahrt." Der Fuhrmann, welcher die 
Antwort nicht begriff, schalt den Eulenspiegel einen dummen Narren, 
tat einen derben Fluch und hieb mit der Peitsche so gewaltig auf 
seine armen Pferde, daß diese trotz des schlechten Wetters im 
Galopp weiterliefen. Als aber Eulenspiegel gegen Abend in die 
Nähe der Stadt kam, siehe, da lag der Fuhrmann mit zerbrochenem 
Wagen auf der Straße und rief ihn an, ihm doch zu helfen, daß er 
seinen Wagen wieder instandsetzen könne. Dazu war Eulenspiegel 
bereit; aber er hielt auch dem tollen Fuhrmann vor, daß er an seinem 
Unglück selbst schuld sei. „Sagte ich es Euch nicht," sprach Eulen¬ 
spiegel, „daß Ihr langsam fahren müßtet, wenn Ihr noch in die Stadt 
kommen wolltet? Denn das Sprichwort sagt: Eile mit Weile." 
74. Die Schildbürger. Von Gustav Schwab. 
Swei Schildbürger Hatten einmal gehört, daß die Leute durch Tausch¬ 
handel viel gewonnen hätten, und dies bewog sie, auch gegen¬ 
einander ihr Heil zu versuchen. Sie wurden deswegen einig, ihre 
Häuser miteinander zu tauschen. Und dies geschah beim Wein; denn 
solche Sachen pflegen gerne zu geschehen, wenn der Wein einge¬ 
schlichen und der Witz ausgewichen ist. 
Als nun jeder den: andern fein Haus einräumen sollte, ließ der 
eine, der zu oberst im Dorfe wohnte, sein Haus abbrechen und führte 
dasselbe stückweise in das Dorf hinab; der andere aber, der bisher 
zu unterst im Dorfe gewohnt hatte, tat dasselbe und führte das 
feinige dagegen hinauf. Auf diese Weise hatten sie redlich gegen- 
einander getauscht. 
Ein andermal gingen die Schildbürger, die gar ernstlich auf den 
allgemeinen Nutzen bedacht waren, hinaus, eine Mauer zu besehen, 
die noch von einem alten Bau übriggeblieben war, ob sie nicht die 
Steine mit Vorteil anwenden könnten. Nun war auf der Mauer
	        
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