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72. Der Choral von Leuthen.
1. Gesiegt hat Friedrichs kleine Schar. Rasch über Berg und Tal
Von dannen zog das Kaiserheer im Abendsonnenstrahl.
Die Preußen stehn auf Leuthens Feld, das heiß noch von der Schlacht;
Des Tages Schreckenswerke rings umschleiert mild die Nacht.
2. Doch dunkel ists hier unten nur, am Himmel Licht an Licht,
Die goldnen Sterne ziehn herauf wie Sand am Meer so dicht.
Sie strahlen so besonders heut, so festlich hehr ihr Lauf;
Es ist, als wollten sagen sie: Ihr Sieger, blicket auf!
3. Und nicht umsonst. Der Preuße fühlts: es war ein großer Tag.
Drum still im ganzen Lager ists, nicht Jubel noch Gelag;
So still, so ernst die Krieger all, kein Lachen und kein Spott —
Auf einmal tönt es durch die Nacht: „Nun danket alle Gott!"
4. Der Alte, dems mit Macht entquoll, singts fort, doch nicht allein,
Kamraden, Grenadier' umher, gleich stimmen sie mit ein;
Die Nachbarn treten zu, es wächst lawinengleich der Chor,
Und voller, immer voller steigt der Lobgesang empor.
5. Aus allen Zelten strömts, es reiht sich singend Schar an Schar,
Einfallen jetzt die Jäger, jetzt füllt ein auch der Husar.
Auch Musika will feiern nicht: zu reiner Harmonie
Lenkt Horn, Hobo und Klarinett die heilge Melodie.
6. Und stärker noch, und lauter noch, es schwillt der Strom zum Meer,
Am Ende, wie aus einem Mund, singt rings das ganze Heer.
Im Echo donnernd widerhallts das aufgeweckte Thal,
Wie hundert Orgeln braust hinan zum Himmel der Choral.
Besser.
73. Der große Verbündete.
4. Wer plaudert noch in tiefer
Nacht
Dort an der Beiwacht Flammen?
Der große König Friedrich wacht
Mit Zicten noch zusammen.
2. „Die letzten Treffen schlugen
fehl;
Der Feind hat sich verschworen,"
Spricht Fritz verzagt, „ich Habs nicht
hehl,
Mir geht der Mut verloren."
3. „Nein, Majestät," spricht wohl¬
gemut
Der Feldherr der Husaren,
„Ich bin gewiß, es geht noch gut;
Nur herzhaft dreingefahren!"
4. „Ei, hat Er denn," fragt König
Fritz,
„'nen neuen Bundsgeuossen?"
Derweil um seinen Mund wie
Blitz'
Des Spottes Pfeile schossen.